Vergebung, - ein Thema, mit dem gewiss jeder Christ minimum einmal im Leben zu kämpfen hat. Im einmaligen Opfer des wahren Lammes Gottes ist so viel Vergebungskraft, dass es kein Unmöglich dafür mehr gibt. Ich musste dabei allerdings manchmal selber zum Kreuz kommen, sprich: Meine eigene Unzulänglichkeit und Vergebungsbedürftigkeit einsehen. Am Kreuz gibt es keinen Grund für Anklage, denn der Schuldbrief ist zerrissen. Am Kreuz sind die Hindernisse für den Frieden Gottes, der nicht nur Schiedsrichter zwischen eigenen Gedanken, sondern auch zwischen einander ist, ausgeräumt. Und schon rein vom egoistischen Standpunkt her ist Vergebung das Beste, was es gibt: Mir selbst geht es besser, wenn ich den Schuldner losgelassen habe. Ohne Vergebung kapsle ich mich, nicht gleich sofort aber nach und nach, selbst aus allem, was Beziehung heisst und bin schlussendlich isoliert, aber damit auch abgeschnitten von jeglichen beziehungsgebundenen (also äusseren) Ressourcen. Auch habe ich nicht die Mittel, um selber für Wiedergutmachung, also für einen Ausgleich der Gefühls- und Gerechtigkeitssinnsbuchhaltung zu sorgen, denn wenn sich alles um mich dreht, kriege ich den Hals nie voll, - und was ist mit der Gefühls- und Gerechtigkeitssinnsbuchhaltung Anderer? Auch half mir die Aussage von Marchall B. Rosenberg, dass ich dem ''Leben'' nur dann diene, wenn ich auch das ''im Anderen lebende'' respektiere, bzw: Dem Leben dienen geht nicht ohne dem Leben Anderer zu dienen. Etwas esoterisch angehaucht, zugegeben (hätte ich von der Theologie Rosenbergs gewusst, hätte ich die Hörbücher nicht gekauft), denn er spricht hier von göttlicher Energie. Ich durfte allerdings erkennen, dass selbst dies ein (zugegeben) sehr schwacher Abklatsch von den biblischen Prinzipien ist, ja, dass das, was von Rosenberg propagiert wird, praktisch alles im Format ''Perfekt und heilig'' anbietet. Selbst die von Rosenberg propagierte auf einer esoterisch-pantheistischen Weltanschauung basierenden Haltung weist (ok, auf unvollkommene Weise) auf Jesus hin und darauf, dass der Friede Gottes nur IN Jesus zu finden ist, und dass man darin nur in Verbindung mit Anderen, also seinem Leib, wandeln kann. Jesus ist gekommen, um Frieden mit Gott, Frieden in ihm zu ermöglichen, aber (plump gesagt) den Frieden ausserhalb von ihm zu verunmöglichen (Mt 18,34).
An Jesus dem Wort Gottes, das scharf ist wie ein zweischneidiges Schwert) scheiden sich die Geister! Durch ihn werden zwei Fronten sichtbar: Für ihn und gegen ihn. Etwas dazwischen gibts nicht. Er teilt in Böcke und schafe ein Es heisst: ''Meine Schafe hören meine Stimme'', nicht ''Meine Schafe und Böcke hören meine Stimme''. Auf welcher Seite stehst du? Mach dir nichts vor, sondern mach es mit Jesus fest! Gehörst du ihm und nennst du dich sein Nachfolger, hast du nicht das Recht, nicht zu vergeben, denn du gehörst nicht mehr dir selber!
Obschon mir dies alles klar wurde, gab es dennoch Leute, denen ich ''Steine'' nachtrug, und dies grösstenteils nicht einmal bewusst. Da waren dennoch Kompromisse in meinem Leben, Ausnahmen, die ich mit Anderen machte (''Aber der ist anders, dem muss ich noch zeigen, wie extrem verletzt ich mich fühle, dem kann ich erst vergeben, wenn er Einsicht signalisiert!''). Zwei dieser Leute traf ich an einem Weihnachtsessen. Der Organisator des Festes schoss wieder mit zynischen Sprüchen nach allen Seiten. Ich erinnerte mich (lange vor dem Fest) daran, dass er mich letztes Jahr etwas blossgestellt hatte. Dies hielt ich ihm vor und ermahnte ihn bei jeder mir bietenden Gelegenheit sehr giftig, dies diesmal nur ja nicht wieder zu tun. Was für eine Anmassung von mir, zu erwarten, dass er dadurch zur Einsicht käme! Fronten hat es gebildet, nichts Anderes!
Und Gott (in seiner wunderbaren Treue und Treue) nahm mich in einen Krash-Kurs: Am selben Freitag hörte ich im Radio einen Anrufer von seiner Frau schwärmen, als hätten sie gerade erst geheiratet (nach jahrzehntelanger Ehe!!!). Durch die Beschreibung durch jenen Mann sah ich in seiner Ehe Gottes Herrlichkeit walten und geriet in Anbetung. Nach einigen Minuten merkte ich, was für ein krasser Unterschied zwischen dem Steine-Tragen und der Anbetung Gottes ist: Ich fühlte den Frieden Gottes in mir, der so dermassen anders ist als die Atmosphäre der Rechthaberei, des Wiedergutmachungs- und Racheverlangens. Vier tage später geschah es, dass in einem telefonischen Audioforum beim Thema Evolution, wo ich die biblische Sichtweise reinbringen wollte, jemand etwas, was Jahre zurück liegt, mir vorhielt und dabei sagte, dass dies mich in Bezug aufs Sprechen über Evolution disqualifiziere. Die ersten Gedanken waren: ''Ist der senil geworden? Gehts noch? Wie kommt er auf diesen Vergleich?'' Dann, als mir in den Sinn kam, dass es sich tatsächlich ähnlich zugetragen hatte, fühlte ich mich gelinde gesagt verfolgt, denn ich wusste nicht, wie er diese Situation mitbekam, da er nicht anwesend war. Am nächsten Tag bei der Arbeit kam mir in den Sinn, dass es sich hier ebenfalls um das Thema Nachtragen handelte, und zwar so deutlich, als wollte Gott mir sagen: ''So, merkst du es jetzt, Lukas? Merkst du jetzt, wie es tun kann, wenn jemand mit dir so umgeht?'' Dadurch und durch das Lesen einer Kurzandacht lösten sich die seelischen Bedrängnisse augenblicklich auf, und ich war Gott nur noch dankbar für diese Züchtigung. Ich fühlte mich dadurch so dermassen privilegiert und geadelt, dass ich mich fragte, wie ich diese Güte verdient hätte, denn wie mein Kontrahent mit mir umging war verschwindend klein gegenüber meiner Nachtragerei. Später hörte ich, dass er sich sogar entschuldigt hatte. Wie wunderbar ist doch unser Gott!
Der Herr mit dir