zu dir rufe ich, herr, den ganzen tag. ich strecke meine hände aus zu dir.
psalm 88, 10
''nicht, dass er wirklich gut spielen konnte. aber seine finger fanden auf den gitarrensaiten töne, die seine sinne zum schwingen brachten, dass er es manchmal kaum noch ertragen konnte. so sass er fast jeden abend auf dem rauhen sisalteppich: den nackten rücken gegen die wand gelehnt, ein ohr auf den gitarrenbauch gepresst, dessen rhytmische vibrationen mehr und mehr in ihn eindrangen.
die dünnen saiten sirrten metallen wie böse insekten, stachen ins hirn, setzten schmerz frei.
die ängste des tages kehrten zurück, die sich tief im unterbewusstsen eingenistet hatten. [...]
doch er spielte weiter, riss die basssaiten, nahm ihr scheppern mit seiner stimme auf: summte, wimmerte, sag und schrie.
~]ja, manchmal schrie er laut[~.
und die gitarre schrie mit. sie schrien all die ängste des tages hinaus, lachten und weinten ihnen nach, spuckten nach ihnen, brachten sie dazu, sich zu zeigen. [...]
die fingerkuppen fühlten sich inzwischen hart und taub an, doch er spielte unentwegt weiter. einmal klopfte jemand gegen die wand. da sang er einfach lauter, damit ihn das klopfen nicht störte, warum klopfte da auch einer, wo er doch gegen die angst sang! [...]
er fand worte gegen die angst, er gab der angst namen. [...]
er klimperte und summte und sang noch lange an diesem abend. manchmal schrie er auch. er war erschöpft wie nach einem viel zu langen lauf. die gitarre zitterte nicht mehr. auch er wurde ruhig.
er nahm eine melodie mit in den schlaf, an die er sich aber am nächsten morgen nicht mehr erinnerte.''
jo pestum. ich singe gegen die angst.
Bei Fragen und Anregungen scheut euch nicht, nancy eure Meinung per email zu schicken!