Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an, auszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler stieß er um und ließ nicht zu, daß jemand etwas durch den Tempel trage. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker«? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.
Mk 11,15-17
Diese Stelle aus dem Markus-Evangelium hat mich schon immer fasziniert. Dies ist die einzige Stelle, an der Jesus einmal handgreiflich wird. Er, der sonst fast immer die Ruhe in Person ist, wird plötzlich laut. Es muß für ihn etwas besonders wichtiges gewesen sein, einmal einen Hausputz im Tempel zu machen.
Der Tempel, als Sitz Gottes und als Bethaus für die Völker war nicht mehr das, was er einmal sein sollte. Er war zu einer Art Einkaufspassage mit Geschäften und Banken geworden. Da der Tempel viele Besucher hatte, nutzten ihn viele zu ihrem eigenen Vorteil aus. ''Gott'' stand nur noch als Anziehungsmagnet über dem Tor.
Ja, hier mußte wirklich einmal aufgeräumt werden.
Heute sind wir in einer anderen Situation. Wir brauchen und haben keinen Tempel mehr, durch Jesu Tod ist der Vorhang im Tempel zerrissen und wir können frei zu Gott kommen. Und so hat sich der heilige Ort verändert: ''Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört?'' (1.Kor 6,19)
Ja, heute sind wir der Tempel Gottes. Aber, wie sieht es in uns aus? Wo sind unsere Gedanken und unser Handeln? Ist unsere Seele ein Beter oder ist sie ein Händler und Geldwechsler?
Ich denke, wir müssen auch immer mal wieder in unserem Tempel Hausputz machen und das Unreine herausfegen. Wir müssen uns immer wieder neu auf das besinnen, was wirklich in unserem Leben zählt.
Ist dein Tempel ein Bethaus oder ist es noch eine Räuberhöhle?
Bei Fragen und Anregungen scheut euch nicht, Rainer Gigerich eure Meinung per email zu schicken!