In seiner Bergpredigt spricht Jesus diesen Satz oben aus. In dem Abschnitt, den dieser Vers beendet, geht es um die Feindesliebe. Vielleicht bezieht er sich aber auch auf das ganze vorangegangene Kapitel.
Wenn ich mir das Kapitel so durchlese, merke ich eher, wie unvollkommen ich noch bin. Mein ganzer Umgang mit meinen Mitmenschen ist doch einiges davon entfernt, was Jesus da von uns fordert. Wenn es darum geht, die andere Backe hin zu halten, wenn ich geschlagen werde, wenn es darum geht, anderen zu verzeihen, wenn es darum geht, meinem Nächsten nicht zu zürnen oder auch, wenn es darum geht, eine fremde Frau anzuschauen ...
Was Jesus da von uns fordert, ist so gar nicht menschlich. Ich glaube keiner von uns kann da bei allen Punkten sagen, dass er so handelt, wie Jesus es da beschreibt.
Und doch sagt Jesus, dass wir so vollkommen sein sollen, wie unser Vater im Himmel es ist. Müssen wir da nicht einfach verzweifeln? So perfekt waren nur Adam und Eva vor dem Sündenfall. Seitdem haben wir Menschen uns immer weiter vom Bild Gottes, nach dem wir erschaffen wurden entfernt.
Ich denke, Jesus zeichnet hier absichtlich ein Idealbild, dem wir versuchen sollen nach zu folgen. Er kennt uns und weiss, dass wir Menschen sind und dieses Ziel nicht vollkommen erreichen können - zumindest nicht alleine. Darum ist er auch für uns ans Kreuz und in den Tod gegangen. Damit hat er alle Trennung von Gott, die wir seit Adam und Eva vollzogen haben wieder rückgängig gemacht. Wir können vor Gott wieder so rein stehen, wie diese ersten Menschen. Wenn wir in der Taufe neu geboren werden, stirbt der alte sündige Mensch in uns und der neue reine Mensch bleibt übrig. Ok, der alte Mensch in uns versucht immer wieder aus dem Wasser der Taufe aufzustehen, doch zählt dieser nicht mehr vor Gott - vor ihm sind wir rein und vollkommen.
So wird aus der Forderung, vollkommen zu sein, Jesu Geschenk an uns. Wir brauchen es nur noch an zu nehmen. Aus diesem Geschenk und der Liebe Gottes zu uns, kann sich dann unser Lebensstil ändern. Zwar werden wir es hier auf der Erde nie schaffen, diesem Idealbild zu gleichen, doch in uns lebt schon unser ewiges ich, mit dem wir auch einmal bei Gott sein werden. Dort werden wir dann alle vollkommen sein, dort brauchen wir uns nicht mehr zu mühen, denn unser alter Mensch wird nicht mit dorthin kommen.
Gott denkt nicht in zeitlichen Dimensionen, Gott denkt in Ewigkeiten. Was hier noch unvollkommen ist, ist begrenzt - unser neuer Mensch dagegen wird die Zeit überdauern. Dann werden auch wir vollkommen eins mit dem Vater werden, wie Jesus es jetzt schon ist.
Stehen uns nicht himmlische Zeiten bevor?
Ich wünsche euch noch einen gesegneten Tag.