Ich erinnere mich, dass wir nach Willingen im Sauerland zogen und wir dort das erste Mal mit der Seilbahn fahren wollten. Skeptisch schaute ich auf das Seil, an dem der damalige Doppelsitz befestigt war. Das alles sollte halten? Ein Gefühl der Unsicherheit überkam mich. Zudem die Frage: Wie hoch erscheint mir die Höhe zum Boden? Wird es mir schwindelig? Kann ich nach unten schauen? Der Vater von meiner Freundin arbeitete damals an der Sesselbahn und half uns (meine Mutter und mir) in den Doppelsitzer und machte die Sicherheitsstange herunter.
So ist es auch im Leben. Oft stehen wir vor Situationen, auf die wir nur zögernd zugehen, weil wir nicht wissen, wie sie ausgehen werden. Was wird danach sein? Wird die Situation besser nach der OP, nach der Entscheidung? Auch da hilft eine hilfreiche Hand, die einem Halt und Sicherheit gibt. Sie geht mit uns sanft den ersten Schritt auf dem anzutretenden Weg. Ist man erst mal auf dem Weg legt sich auch die Aufregung.
Bei der Fahrt mit dem Sessellift bekommt man einen Blick für die Schönheit der Berge und der Täler. Oben angekommen, ist alle Angst vergessen. Die nächste Fahrt meistern wir wie ein Profi.
Das Tragseil hat mich zum Nachdenken gebracht. Es erträgt und trägt alle: Glückliche, Einsame, Aufdringliche, Bescheidene, Betrüger und Verlässliche.
Mehr noch: Es trägt mich aus dem Tal auf die Höhe; dorthin, wo eine neue Aussicht / Sicht meine alten Maßstäbe berichtigen kann, wo mich Luft und Licht ganz anders umgeben. Den einen oder anderen trägt es sicher auch zu neuen Dummheiten. Aber daran ist das Tragseil nicht schuld.
Ich weiß nicht, was dich aus dem Tal deines Lebens hinaufträgt zu den Höhen, auf denen du Hoffnung und weite Aussicht hast.
Für mich ist das Tragseil eine Art Gleichnis; ein Zeichen dafür, dass Gott sich zu uns herabgelassen hat, um uns zu tragen - und auch, um uns zu ertragen. Es ist gut, dass ER uns trägt.
Möge dich heute der Gott, der unsere Hilfe ist, tragen.