Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, was passiert, wenn ich einen Gegenstand fallen lasse: er fällt nach unten. Das ist selbstverständlich und darum kommt wohl auch keiner auf die Idee, Gott dafür zu danken.
Nun gibt es aber auch vieles im Leben, was nicht so klar und selbstverständlich ist, wie das eben Erwähnte.
Nehmen wir nur das Wetter: Nie weiß man, wie es wird, es ist nicht ungewöhnlich, dass die Meteorologen sich irren und die Wettervorhersage eben falsch ist.
Der Prediger formuliert das so: „Du weißt nicht, aus welcher Richtung der Wind kommen wird“ (Prediger 11,5). Ja, niemand weiß, wie das Wetter wird – und ebenso wenig kann man vor der Geburt wissen, wie ein Baby aussehen wird.
Ja, so sagt der weise Kohelet hier, Gott lässt sich von uns nicht in die Karten sehen. Und er bringt als Beispiel, dass manche Menschen das für ein Unglück halten, weil sie von Gott immer nur das Schlimmste erwarten. Wenn ein Bauer so pessimistisch wäre, sagt der Prediger, dann würde er kaum einen geeigneten Tag zum Säen finden, denn er würde immer denken, dass der Wind ihm seinen wertvollen Samen wegträgt. Und genauso ist es dann mit der Ernte: Er findet nie den richtigen Zeitpunkt, denn er schaut sorgenvoll auf die Wolken und fürchtet, dass es gleich regnen werde und ihm die Ernte buchstäblich ins Wasser fällt.
Ja, so ganz Unrecht hat er wohl nicht, der Prediger, wenn er schreibt: „Wer ängstlich auf den Wind achtet, wird nie säen; und wer auf die Wolken schaut, wird nie ernten“ (Prediger 11,4). Viel besser ist es stattdessen, nicht darüber nachzudenken, was vielleicht alles schief gehen könnte, sondern fröhlich seine Arbeit zu tun und Gott zu überlassen, was daraus wird. Und deshalb gibt der Weise uns auch den Rat: „Säe am Morgen deine Saat aus, leg aber auch am Abend die Hände nicht in den Schoß! Denn du weißt nicht, ob das eine oder das andere gedeiht - oder vielleicht sogar beides zusammen“ (Prediger 11,6).
Das, was der Prediger hier sagt, gilt nun aber nicht nur für die Ernte im Garten und auf dem Feld, sondern für jede Art Ernte, die wir im Leben einbringen wollen.
Ein Schüler zum Beispiel will gute Zensuren ernten. Wenn man also Schüler ist, dann macht man es am besten so: Fleißig lernen, zuversichtlich an die Klassenarbeit herangehen und sich nicht von der Tatsache beunruhigen lassen, dass so ein Test auch mal daneben gehen kann. Und schon stellt man fest: es überwiegen die guten Zensuren.
Gott meint es nämlich gut mit seinen Menschen, und darum lässt er uns oft Gutes ernten. Und wir können uns darüber freuen und dann auch dem danken, dem wir es zu verdanken haben.
Ein weiterer Bereich, den wir nicht genau vorhersehen und beeinflussen können, ist unser Verhältnis zu den Mitmenschen. Nehmen wir an, wir bekommen neue Nachbarn und möchten gerne von Anfang an eine freundliche Beziehung zu ihnen haben. Auch in so einem Fall sollten wir zuversichtlich und fröhlich an die Sache herangehen und etwas Mühe hineinstecken. Wenn ich meine neuen Nachbarn freundlich begrüße, vielleicht ein Willkommensgeschenk überreiche, oder sie mal einlade, stehen die Chancen gut, dass sich ein gutes Verhältnis anbahnt.
Noch manch andere Beispiele ließen sich hier anführen. Ein gutes Ergebnis, eine gute Ernte, sind nicht selbstverständlich und lassen sich auch nicht erzwingen – und doch beschenkt uns Gott sehr oft damit. Gott meint es nämlich gut mit uns Menschen – ist das nicht ein Grund voller Mut und Hoffnung in die Zukunft zu blicken?