Kennst du das? Da fragt einer: Wie geht es dir? und wartet deine Antwort gar nicht ab, sondern spricht gleich von etwas anderem. Man könnte jetzt sagen, dass solche Redensarten den lockeren Umgang erleichtern und sich der Fragende eigentlich gar nicht dabei gedacht hat. Entsprechend fällt oft die Antwort aus: Danke gut. Das besagt nichts, schadet aber auch nicht.
Von ein paar anderen Menschen darf man sich aber mehr erwarten. Da sitzen zwei Leute einander gegenüber. Sie mögen sich allem Anschein nach. Er beteuert ihr sein Liebe. Sie antwortet: Du sagst, dass du mich liebst und weißt gar nicht, was mir fehlt! Ihm fällt nichts mehr ein.
Das Mädchen drückt aus, wonach es sich sehnt. Die Betroffenheit des Mannes kann man auch verstehen. Er meint, er kennt das Mädchen, weiß was ihr fehlt, was mit ihr los ist... Was man kennt, interessiert nur noch halb so stark.
Warum ist das Einfache oft so schwer? Schon der Säugling schreit, wenn ihm etwas fehlt. Wenn niemand reagiert, dann verleiht er seinem Ruf Nachdruck, bis einer sich ihm zuwendet. Das braucht er.
Bei Erwachsenen ist alles viel komplizierter. Aber eines ist doch gleich: Ich kann durch nichts einen Menschen so glücklich machen, als wenn ich mich wirklich für ihn interessiere. Es ist eben doch eine gute Frage: ''Wie geht es dir?'' Nur muss man sich zu dieser Frage viel Zeit nehmen. Man darf sie auch nicht riskieren, wenn sie nicht ehrlich gemeint ist. Sonst ist hinterher mehr kaputt las zuvor.
Um mich kümmert sich keiner! Für mich interessiert sich sowieso niemand! Wie soll einer denn aus dem Gefühl herauskommen?
Das Mädchen wartet vergeblich auf mehr Anteilnahme! Sie sollte darüber nachdenken: Wie offen bist du selber? Wie interessant ist es dir, was der andere tags zuvor erlebt hat, welche Stimmung er mitbringt? Wie wichtig ist dir das? Welche Entdeckungsreisen in seinem Innern hast du dir entgehen lassen?
Vielleicht ein Motto für heute: Wenn er dich nicht fragt: Wie geht es dir?, dann frag du doch einfach: Wie geht es dir?, und dann nimm dir Zeit.