Man kann sich die Einwände des Volkes gut vorstellen:
• Muss der Übergang über den reißenden Fluss unbedingt jetzt erfolgen?
• Können wir das unseren Kindern und Alten zumuten?
• Gehen wir nicht einer Katastrophe entgegen?
• Ist das nicht glatter Wahnsinn?
So oder so ähnlich werden die Menschen wohl gefragt haben.
Drei Tage muss das Volk warten, bis Gottes Stunde da ist, denn er, nicht Josua, bestimmt den Termin. Die Israeliten bleiben in dieser Zeit aber nicht untätig, denn auf Gottes Befehl hin „heiligt“ sich das Volk und das heißt, dass es sich ganz und gar dem Herrn und seiner Führung unterstellt. Nur wer sich so dem Willen Gottes unterstellt, kann Wunder erleben. Josua gibt dem Volk im Auftrag Gottes das Zeichen zum Aufbruch. Solche Führungspersönlichkeiten, die Mut machen und andere auf dem Weg des Glaubens mitnehmen, sind wichtig - damals wie heute.
Am Jordan ist keine Brücke gebaut und keine Furt vorbereitet. Beinahe todesmutig müssen die Priester mit der Bundeslade auf der Schulter in die braune, brodelnde Flut steigen. Die Bundeslade, das Zeichen der Gegenwart Gottes, zieht den Israeliten voran – und gehorsam folgt das Volk in gebührendem Abstand.
„Zieht durch den Jordan“, hat Gott ihnen geboten – und das Volk vertraut diesem Wort allen Widerständen zum Trotz und - so möchte man sagen - gegen alle Vernunft. Das ist Glaube!
Und tatsächlich: als die Priester ins Wasser hineingehen, geschieht das Wunder und das Wasser weicht. „Auf Gottes Wort kann man sich verlassen!“, mögen die Israeliten gejubelt haben, denn sie werkannten, dass Gott auf wunderbare Weise an ihnen gehandelt hatte.
Mit dem Übergang über den Jordan erfüllt sich Gottes Zusage, dass er sein Volk ins verheißene Land führen wird. Und zur Erinnerung für alle späteren Generationen bestimmt Josua zwölf Männer, die je einen Stein aus dem Jordan mitnehmen sollen. Diese Steine sollen dann als Erinnerungszeichen aufgerichtet werden, damit Israel sich immer wieder daran erinnert, dass Gott sein Volk trockenen Fußes ins verheißene Land gebracht hat. Dieses wunderbare Handeln Gottes soll Israel nicht vergessen.
Was Gott vor vierzig Jahren mit dem Auszug aus Ägypten begann, das schließt er nun ab, indem er sein Volk ins verheißene Land bringt. Dabei tut Gott auch noch einmal das Wunder, das er auch am Anfang seiner Rettungstat getan hat, denn genauso wie er am Schilfmeer das Wasser aufgehalten hatte, hält er nun das Wasser des Jordans auf, damit Israel trockenen Fußes durch den Jordan gehen kann.
Auch für uns, das neutestamentliche Gottesvolk hat Gott Großes getan. Zu unserem Heil ist sein Sohn Mensch geworden, hat für uns gelitten und ist am Kreuz gestorben; zu unserem Heil ist er an Ostern auferstanden, dann zu seinem Vater aufgefahren, um uns dort „eine Wohnung zu bereiten“, und hat uns den Heiligen Geist gesandt, damit wir mutig und entschlossen für ihn Zeugnis ablegen können. Am kommenden Pfingstfest erinnern wir uns an das Kommen des Heiligen Geistes damals in Jerusalem - wir sollten dabei aber nicht vwergessen, dass auch wir diesen Heiligen Geist empfangen haben und berufen sind aus seiner Kraft heruas als geistbegabte, ''be-Geist-erte'' Menschen in der Welt zu wirken.
Dass wir diese Kraft und diesen Mut jeden Tag aufs Neue entdecken, das wünsche ich uns allen.