Jericho ist keine unbekannte Stadt: Für das Volk im Alten Testament ist sie ein Ziel: »Das Land, darin Milch und Honig fließt.« Nach der Wüstenzeit eine tolle Verheißung, eine Hoffnung, die sich immer mehr entfernte. Dann standen sie vor Jericho: Eine reiche Stadt, durch starke Mauern nicht einnehmbar. Durch das ganze Alte Testament hindurch hat Jericho eine Bedeutung für die Situation im Land des Gottesvolkes. Jericho ist zur Zeit Jesu eine tolle Stadt: eine fruchtbare Gegend, Pflanzen wachsen und blühen, die Nähe zum Jordan und das Klima bringen Fruchtbarkeit mit sich. Der Handel blüht, die Einwohner leben in sicheren Verhältnissen - so scheint es. Sie ist ein Bild dafür, dass Gott seinem Volk wohl gesonnen ist. Die Priester genießen den Reichtum.
Die Zöllner - eine Berufsgruppe, die durch die Handelsverhältnisse und die Herrschaftsstrukturen an Bedeutung gewinnt. Durch die eher selten auftretende Balsamstaude ist Jericho bekannt. Die Herrscher nutzen das aus und erlegen eine hohe Steuer auf den Export dieses Gewächses. So ist der Beruf des Zöllners eine lukrative Einnahmequelle. Jeder Zöllner hat einen Bereich zu verantworten, der Überschuss fällt ihm zu, den Ausfall muss er decken. Die Juden verachten das System und Pächter. Das schürt den Hass gegen Rom. Besonders verhasst sind die Zöllner in den Grenz- und Hafenstädten und den Verkehr auf Straßen, Brücken und Plätzen belästigen. Das System unterliegt Missbräuchen. Man verlangt, was man will, denn das einfache Volk hat keinen Einblick in die einzelnen Gebühren. Das nutzt Zachäus aus: Erpressung, Betrug, Härte und Ungerechtigkeit. Für die Juden ist es ein religiöser Verrat,da mit zu machen. Abgaben sind nur zu religiösen Zwecken legitim. Die Stadt mit zwei Seiten: Reichtum und Wohlstand und Ungerechtigkeit.
Zachäus - ein Zöllner.
Er hat einen Distrikt zu verantworten und viel Geld gemacht. Er hat andere abgezockt und hat es sich mit allen verdorben, keiner interrssiert sich mehr für ihn. Keiner will mit ihm verkehren oder bei ihm einkehren. Ein absoluter Außenseiter. Jesus kehrt aber nicht bei einem Priester, sondern bei diesem Zöllner ein.
Bin Ich ein Zachäus?
Es ist doch so: wenn ich Geld habe, dann gehört man dazu, kann sich Dinge leisten und hat Ansehen. Meine Mama sagte immer: Geld regiert die Welt, wer Geld hat, kann sich Zucker kaufen. Was macht man nicht alles, um des Geldes wegen. Bei Zachäus merken wir, dass sich Türen schließen, weil die anderen sich ausgenommen und verraten fühlen. Da sind Sackgassen, weil man sich in ein Labyrinth von »immer mehr haben wollen« verrannt hat. Zachäus geht einen besonderen Weg: Er ist auf der Suche nach Jesus. Er begehrte ihn zu sehen und steigt auf einen Baum. Auffalllen will er nicht, sonst würde er sich nicht verstecken. Zachäus war klein, eben zu kurz geraten und das dachte er auch von seinem Leben: »Ich bin zu kurz gekommen in meinem Leben.« Dies denken viele von ihrem Leben. Da kommen Gedanken wie: »Es hat nur gereicht für die Hauptschule.« »Ich habe noch immer keinen Partner.« »Eigentlich nimmt mich doch keiner wahr, bin ich nicht allen irgendwie egal, wer mag mich denn schon...« Auch Personen in Spitzenpositionen sind nicht sicher vor dem Gedanken. Ich bin nur ein Mauerblümchen. Wir versuchen hoch heraus zu kommen, uns selbst Größe zu verleihen. Zachäus will hoch hinaus, er steigt auf einen Baum.
Fortsetzung folgt.....