Gottverlassenheit? -|- Andacht von Joseph Backhaus (Daily-Message-Archiv, 24. Oct 2014)

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Andacht Archiv-Nr. 4414

für den 24. Oct 2014 - Autor:

Gottverlassenheit?

Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.

Psalm 31,13 *©*
 

Das Gefühl kennen wir sicher alle: Auf einmal fühlt man sich alleingelassen; es ist, als sei man zum Robinson geworden inmitten der Menschen. Die, die sich gestern noch angelegentlich mit mir unterhalten haben, gehen plötzlich auf die andere Straßenseite, nur um nicht mit mir reden zu müssen. Freunde halten sich fern, zum Nachbarn hin scheint es meilenweit zu sein. Menschen, denen man sich scheinbar so eng verbunden fühlte, scheinen einen nicht mehr zu kennen; man ist sich und ihnen fremd geworden. Und das muß einem nicht nur passieren, wenn man plötzlich krank geworden ist, wenn man ins Altersheim abgeschoben worden ist. Es passiert einem in unserer ''modernen'', schnelllebigen zeit schneller als einem lieb ist, daß man keinen Besuch bekommt, kein Gespräch möglich ist, keine Tür sich öffnet, daß sich öde und fröstelnde Einsamkeit in den vier Wänden breitmacht.
So etwa nimmt sich auch die Klage des Beters aus, der sich im Psalm 31 ausweint, und dessen Gebet dann zur bitteren Klage wird: ''Den Nachbarn ein Hohn, den Freunden ein Schrecken, wer mich auf der Straße sieht, der weicht vor mir zurück. Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.''
Wer, so frage ich mich, kann über solche Not des Alleinseins hinwegsehen und einfach weiterbeten und wem kommen beim Innehalten darüber nicht Menschen in Erinnerung, die man selbst schon so angetroffen hat? Ich erinnere mich z.B. an jene ältere Frau, die ich im Krankenhaus besuchte. Sie lag allein in ihrem Zimmer und kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, da schrie sie mir schon entgegen: ''Da sehen Sie, was man mit mir gemacht hat! Gestern hat man meine Zimmernachbarin in ein anderes Zimmer verlegt und jetzt liege ich hier, gottsjämmerlich allein, kein Aas kümmert sich um mich!'' Und in die Kissen zurücksinkend, stieß sie noch hervor: ''Gottverlassen, allein!'' - Ich versuchte sie zu trösten: ''Gottverlassen, nein, das sind sie nicht.'' Und auf das Kreuz deutend, fuhr ich fort: ''Er ist doch immer noch da bei ihnen.''
Aber was geschah? Mit verzerrtem Gesicht fuhr sie erneut hoch und schrie mich an: ''Was soll ich denn mit dem da! Der sagt doch nichts!''
Dieser Ausbruch traf mich wie ein Keulenhieb. Dann nahm ich ihre Hand und sagte: ''Sehen sie, der da - und ich deutete auf das Kruzifix -, der da ist aus Holz, ja, aber Gott doch nicht! Haben sie den Mut, zu schweigen und zu hören, und ich bin sicher, er hat ihnen etwas zu sagen.'' Sie aber winkte nur ab und sagte: ''Der da...”
Und damit wären wir wieder beim Beter dieses Psalmes. Dieser Psalm endet: ''Ich aber, Herr, ich vertraue dir. Ich sage: Du bist mein Gott. In deiner Hand liegt mein Geschick. Laß dein Angesicht leuchten über deinem Knecht.'' Was mag in jenem Menschen vorgegangen sein, der in seiner grenzenlosen Einsamkeit, seiner Angst und Verlassenheit noch zu einem solchen Beten fähig war? Es ist doch wirklich zu bewundern, wie kühn er über den Abgrund seiner Verzweiflung springt und wie sicher er jenseits des Abgrunds von Klage und Anklage auf festem Grund landet. Er erfuhr neue Zweisamkeit mit Gott, der dennoch da war und ihn hinüberzog - bis an sein Herz, mitten hinein in sein Du. Und so ist es auch für mich und für jeden, der den Sprung des Glaubens - und sei es mit letzter Kraft - wagt. Nur, haben wir diese Kraft? Erbitten wir sie uns bereits längst vor dem Augenblick des Alleinseins mit seiner Anfechtung und Not. Erbitten wir sie für all jene, die wir antreffen und aufsuche n in ihrer Einsamkeit des Krankenzimmers, in der leeren Wohnung, im Altersheim und hinter der Verriegelung ihrer Mutlosigkeit und Angst? Durch uns und durch die Zeit, die wir uns nehmen, um sie am Krankenbett oder in ihrem Zuhause, in das sie sich mutlos zurückgezogen haben, zu besuchen will Gott ihnen nahekommen. Durch uns, denn Gott braucht unsere Augen, unseren Mund, unsere Hände, und unsere Füße. Andere hat er nämlich nicht!

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