Eines Tages bemerkte der König, dass er alt geworden war. Er rief seine Söhne in die große Halle. „Bis zum Abend habt ihr Zeit“, sagte er, „diese Halle zu füllen.“ Er gab ihnen einen Silberling. Das war nicht viel. „Wer es schafft, soll mein Nachfolger werden.“ Die beiden zogen los. Der Ältere kam an ein Feld, auf dem Leute gerade Weizen droschen. „Ich gebe euch einen Silberling für die Spreu!“ Die Bauern waren froh, die Spreu los zu sein und brachten sie sogar ins Schloss. „Du kannst mich zum König machen“, rief der Ältere seinem Vater zu, „ich habe die Halle gefüllt.“ Aber der Vater wollte noch warten. Als es dämmerte, kam schließlich der Jüngere. „Räumt dieses nutzlose Zeug hier raus“, sagte er. Dann stellte er eine Kerze in die Mitte der Halle. Er zündete sie an. Warmes Licht füllte den ganzen Raum und ließ die Gesichter des Königs und der Söhne, der Diener und der Mägde leuchten. Der alte König lächelte: „Du wirst mein Nachfolger.“
Römer 13, 8-12: „Gegenüber jedem erfüllt eure Pflicht- und Schuldigkeit! Nur in der Liebe ist es anders: Hier gibt es keine begrenzte Pflicht, sie ist grenzenlos. Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Alle Gebote, wie die gegen Ehebruch, Mord, Diebstahl, Gier usw., kann man in dem einen Satz zusammenfassen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wer den Nächsten liebt, tut ihm nichts Böses. So ist die Liebe die vollkommene Erfüllung des Gesetzes. Daran haltet euch, denn ihr wisst ja, dass nicht mehr viel Zeit ist. Ihr müsst langsam aufwachen, denn seit damals, als wir Christen wurden, ist das Heil näher gerückt. Die Nacht geht dem Ende zu, der Tag ist zum Greifen nahe. Deshalb müssen wir alles, was dunkel ist, abstreifen und alles anlegen, was strahlendes Licht ist. Zieht die finsteren Übeltaten aus und legt euch die strahlenden Wohltaten um.“
Licht in der Adventszeit - das ist das Licht eines Adventskranzes, ein einzelnes, schwaches Licht in der Dunkelheit. Das ist noch nicht der Stern von Bethlehem, oder der helle Himmel auf dem Feld bei den Hirten. Licht in der Adventszeit, das ist die Dämmerung, die langsam das Dunkel der Nacht vertreibt. Verheißungsvolles Licht leuchtet. Dieses Licht ist schwer im Lichterglanz der Weihnachtsmärkte zu erkennen, generell in dem Weihnachtsrummel. Menschen öffnen Adventskalender, zünden am Frühstückstisch Kerzen an, singen Adventslieder. Menschen kommen zur Adventsandacht in die Kirche, um Ruhe in der hektischen Zeit zu suchen.
Licht werden, hell werden, sich von innen erwärmen, erleuchten lassen - wie gut tut das, und wie nötig haben wir Menschen das, wo es sich doch nur um Erfolg, Leistung und Termine geht. Da muss doch mehr sein. Da muss mehr zurückbleiben, wenn wir einmal die Welt verlassen, als nur eine aufgeräumte Wohnung.
Was ist das Licht - und wie kommt das Licht in uns hinein? Paulus wendet sich an Menschen, die schon Vorkenntnisse haben: Es gibt die Gebote. Wir kennen sie. Kennen wir den Sinn? Ein Wort: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Liebe ist etwas anders als das Halten von Geboten. Liebe lässt sich nicht einbinden in Gesetze. Liebe kann man sich nicht verdienen. Liebe ist ein Geschenk. Wer wirklich liebt, der hat die Gerechtigkeit auf seiner Seite, gleichgültig, was die Menschen sagen. Liebe ist grenzenlos. Liebe gilt dem Schwächsten, dem Wehrlosen, den Tieren und Pflanzen wie den Menschen, weil sie alle Teil der Schöpfung sind. Liebe akzeptiert keine Schranken, selbst die von Krankheit, Verfolgung und Tod nicht. Gott ist die Liebe. Sie schafft Veränderung, oder einen Neuanfang.
Fortsetzung folgt....