Ich habe einen Film gesehen, der mich schwer beeindruckt hat. Da ist ein Fluglotse allein im Tower. Für einen Augenblick ist er abgelenkt und auch die Technik funktioniert aufgrund von Wartungsarbeiten nicht einwandfrei - die tragische Folge: Zwei Flugzeuge stoßen über dem Bodensee zusammen und stürzen ab. Alle Passagiere kommen dabei ums Leben und auch der Lotse wird später von einem Mann, der seine gesamte Familie bei dem Unglück verlor, gelyncht.
Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: der ''menschliche Makel'' ist der Fehler. Kein Mensch ist fehlerlos, keiner von uns ist vollkommen.
Nicht jeder von uns trägt dabei so viel Verantwortung, wie der Lotse, aber jeder von uns war schon mal abgelenkt und oder hat eine falsche Entscheidung getroffen und es ist allein Gottes Güte und Gnade, dass die Folgen bisher ggf. noch nicht so dramatisch waren.
Ein persönliches Beispiel: Ich arbeite bei einem großen Träger der ''Behinderten''-Hilfe (Ich mag das Wort ''behindert'' nicht: ''behindert'' ist man nicht - ''behindert'' wird man!).
Ich liebe es, bei Ausflügen den vollbesetzten ''Bulli'' - VW - Bus zu fahren. Hier wird geredet, gesungen und gelacht. Ich bin in diesen Augenblicken verantwortlicher Teilhaber an einem Bus voller Leben, voller Freude- voller Lebensfreude.
Ich selbst halte mich für einen routinierten und sicheren Autofahrer, seit Jahren unfallfrei und so traue ich mir diese Fahrten an Ost- oder Nordsee, in Freizeitparks usw. ohne weiteres zu und denke dabei meist gar nicht über die Folgen, über die Möglichkeit des ''menschlichen Makels'', des Fehlermachens nach. Auch im Allgemeinen wird diese Möglichkeit nur zu gern von uns Menschen ganz ausgeblendet.
Dann sind wir auf der Autobahn, ich entscheide, einen vor mir ''dahin schleichenden'' LKW zu überholen, da ich nicht zu den aller geduldigsten Exemplaren der Gattung Mensch gehöre. Bin ich mir bewusst, dass für diese, meine Entscheidung, alle meine Mitfahrer ihren Kopf hinhalten? Bin ich mir in dem Augenblick über meine volle Verantwortung bewusst? Wie oft vergessen wir, übersehen wir oder wollen wir unsere volle Verantwortung gar nicht übersehen, weil sie uns Angst machen könnte, denn - wie viel von den Folgen unserer Entscheidung haben wir überhaupt in der Hand? Habe ich es in der Hand, dass beim Überholen kein Reifen Platzt? Bei dem Tempo eine Katastrophe! Liegt es an meinem ''guten Augen'', dass ich bisher noch kein Fahrzeug im ''toten Winkel'' übersehen habe? Liegt es an mir, dass bisher noch nichts passiert ist? Und wenn was passieren würde, wie ''unnötig'' und damit wie ''falsch'' würde man dann mein Überholmanöver werten! (Immerhin hätte man ja auch immer weiter hinter dem LKW herfahren können - überholen ist immer ein unnötiges Risiko...)
Meine Selbstsicherheit in allen Ehren, aber mir ist klar geworden - wir haben überhaupt nichts in der Hand, und seien wir noch so ''routiniert und erfahren''.
Wir befinden uns allein in Gottes Hand und ganz allein bei ihm und an ihm liegt es, wenn wir noch nicht ''gar aus'' sind. Allein daran, dass ''Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende.'' Er erbarmt sich ''alle Morgen neu'' über uns und trägt unsere Entscheidungen mit und seien sie manchmal auch noch so unnötig... aus lauter Liebe und Güte und Gnade. (Vgl.: Klagelieder 3, 22)
Nach der nächsten Bulli Fahrt werde ich (hoffentlich) wieder mit einem Strahlen aus dem Bus steigen, zum Einen, weil es mir noch immer riesig viel Spaß macht. Zum Anderen aber, weil mir unser großer Gott ein weiteres Mal seine Gnade erwiesen hat und nichts passiert ist, denn an mir liegt dieses gewiss nicht. ;-)
DANKE! Herr!