Vor wenigen Tagen wurde ich freundlich zu einem Sonntagabendgottesdienst in einer Nachbargemeinde eingeladen. Einerseits freute ich mich über diese Einladung, andererseits hatte ich meine Frau an dem selben Wochenende über nur wenige Zeit gesehen. Sie war die ganze Zeit über sehr beschäftigt mit wichtigen Dingen. Wir hatten einfach „keine Zeit“ füreinander gefunden. Auch Freunde hatten an diesem Wochenende leider keine Zeit für mich. Ich ging dann abends aber doch noch zu diesem Gottesdienst und das war, wie sich herausstellen sollte, auch gut so. Das Thema der Predigt hieß: „Keine Zeit“ mit Gedanken zu Psalm 90,12: „Lehre uns unsere Tage richtig zählen, damit wir ein weises Herz erlangen!“ .
Die ganze Predigt kann ich hier nicht wiederholen. Doch sind mir zwei Gedanken in Erinnerung geblieben, die mich sehr nachdenklich gemacht haben:
Erstens: In den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts arbeiteten wir in Deutschland noch 50 Stunden in der Woche. Seit Mitte der Achtzigerjahre sind es in der Metallindustrie noch 35 Stunden pro Woche. Die dadurch „übrig gewordene Zeit“ haben wir dann mit Freitzeitaktivitäten gefüllt. Der arbeitende Mensch hat ganz schnell herausgefunden wie er die Freiräume und die „übrige Zeit“ ausfüllen kann. Eine ganze Freizeitindustrie ist daraus geworden. Manche Zeitgenossen stöhnen schon über den „Freizeitstress“ der dadurch entstanden ist. Nichts verpassen, alles mitnehmen. Die mobile Gesellschaft trägt noch dazu bei, dass wir mehr Termine am Tag wahrnehmen können als früher. Kurz ins Auto und weg zum nächsten Event. Ständig erreichbar durch eMail und sms, bestimmen und fressen auch diese Kommunikationsmittel unsere Zeit, ganz zu schweigen vom dem ständig verfügbaren Internet (Beachte: daily-message ist keine verschenkte Zeit!). Uns bleibt also kaum noch Zeit zum Ruhen und Nichtstun.
„Auch mit Ruhen kann man Gott ehren“ sagte wohl Martin Luther zu den Menschen seiner Zeit. Gott, der Schöpfer hat dafür gesorgt, dass wir einen Ruhetag einlegen können. Er selbst hat das auch getan. (1.Mose 2,2). Für mich wurde wieder einmal klar, wie wichtig eine solche Unterbrechung ist. Deshalb werde ich meine Termine in Zukunft besser planen und mir Freiräume verschaffen und bewusst freihalten, die von nichts anderem belegt werden sollen, als nur von „Ruhezeiten“.
Zweitens: Bereits im Garten Eden wurde dem Menschen nach dem Sündenfall der Zugriff zum „Baum des Lebens“ verwehrt (1. Mose 2,22+23). Der Mensch wurde aus dem Paradies verwiesen und mit dem „ewigen Leben“ war’s zunächst nichts mehr. Also wurde dem Menschen die Lebenszeit begrenzt auf den Zeitabschnitt, den er hier auf dieser Erde verbringen musste. Vielleicht streben wir deshalb so danach, jede Minute, die uns bleibt mit Aktivitäten voll zu stopfen. Wir meinen Alles in möglichst kurzer Zeit tun zu müssen, uns überall beteiligen zu müssen und ja nichts versäumen zu dürfen. Denn ''Zeit ist Geld'' und die Zeit verrinnt uns viel zu schnell zwischen den Fingern.
Dabei schreibt schon der Prediger, dass „alles seine Zeit hat“ (Pred. 3 und 8,5f). Ganz besonders gefällt mir auch die Stelle Prediger 9,9: „Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat...“. Vielleicht haben viele Menschen noch nicht erfasst, dass zwar das Leben auf dieser Erde ein Ende hat, doch „ewiges Leben“ möglich ist. Jesus Christus verschafft uns die Möglichkeit das ewige Leben zu erhalten. Denken wir doch darüber nach, wenn wir mal Zeit dafür finden. Vielleicht am nächsten Sonntag im Gottesdienst, denn Sonntag ist Ruhetag!