Mein Erlebnis beim 100-km-Radrennen in Hamburg 2006:
Auf dieser Strecke zeigte mir eine Gruppe von 4 Fahrern, die zusammen arbeiteten, welches Potential in der Zusammenarbeit steckt. Dabei waren die einzelnen Fahrer auf recht unterschiedlichem Leistungsniveau.
Nun die einzelnen Fahrer um die es sich handelt mit Leistungswerten um ihre Unterschiedlichkeit ein wenig vorstellbar zu machen. Die Werte sind natürlich Schätzungen:
Fahrer 1: 420 Watt
Fahrer 2: 350 Watt
Fahrer 3: 330 Watt
Fahrer 4: 270 Watt
Meine Leistung liegt bei ungefähr 300 Watt.
Wie es bei so einem Radrennen ist, gesellen sich relativ schnell ein paar Fahrer zusammen, um den Windschatten zu nutzen. Darunter war auch Fahrer X, gleich zu Beginn dabei, den ich mit 450 Watt, also bärenstark, einordnen würde. Diesem ging das ganze zu langsam, er wollte nicht Rücksicht nehmen auf Schwächere, also was tat er. Zuerst etwas sehr Positives. Er beteiligte sich bei der Führungsarbeit, im Gegensatz zu mir, was mir auch einen kleinen Disput mit Fahrer Nr. 1 bescherte. Dann aber kam eine interessante Situation. Fahrer Nr. 4 wurde an einer kleinen Steigung abgehängt, was Fahrer Nr. 1 recht schnell bemerkte und so die ganze Truppe bremste, um sich dann zurückfallen zu lassen, um den verlorenen wieder in die Gruppe zu bringen. Fahrer X war das zu blöd, also fuhr er auf und davon. Die Gruppe hat das nicht gestört, sie waren wieder zusammen und es ging weiter. Ca 15 km später holte die Gruppe den Fahrer X auf. Dieser beschwerte sich lauthals, warum sie denn vorher so langsam fuhren! Aber dann wurde ihm klar, dass er ja eingeholt wurde. Und so musste er dann Schweiß überströmt bekennen, dass wegfahren beim Radrennen wohl keinen Sinn macht!
Was können wir als Gemeinde davon lernen?
Es gibt in der Gemeinde Starke und Schwache.
Es kommen immer neue Leute in die Gemeinde und es verlassen immer mal wieder Leute die Gemeinde.
Jetzt stehen Arbeiten in der Gemeinde an. Starke geben den Takt an und haben natürlich ein Problem mit den Leuten, die ihr Tempo nicht mithalten können. Oftmals geben sie dann trotzdem Gas, verhungern dann aber irgendwann mal, so ganz allein. Dann geht es ihnen wie dem Fahrer X, der sich dann beschwert - aus seiner Sicht auch berechtigt.
Dabei ist nicht die Gruppe das Problem, sondern er, der vordergründig das Ergebnis der Gruppe im Kopf hat, aber eigentlich nur an der Verwirklichung seiner eigenen Idee arbeitet und dazu andere braucht. Leider ist das in der Gemeinde nicht so leicht ersichtlich, wie beim Radfahren.
Nun zu dem stärksten Fahrer im Team, Fahrer Nr 1. Dieser fuhr nicht nur am meisten im Wind - wer Fahrrad fährt weiß was das bedeutet - sondern er hatte immer einen Blick für die Gruppe und für den Einzelnen. Er organisierte das ganze Rennen, er sorgte dafür, dass „seine“ Fahrer genug essen und vor allem auch trinken, er verteilte Wasserflaschen und bremste übereifrige Fahrer, damit die Gruppe zusammen bleibt. Das scheinbar Überraschende: Trotz des Einsatzes für die anderen war auch er schneller unterwegs, als wenn er alleine gefahren wäre; er überanstrengte sich nicht, sondern er setzte seine Kraft wieder in der Gruppe für organisatorische Dinge ein.
Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt.
Die Gruppe kann auch einen ausbooten. Gegen dem letzten Drittel des Rennens, hat die Gruppe mich im Wind verhungern lassen, da sie Tempo rausgenommen haben. Ich fühlte mich derart stark, daß mir das egal war. Am Ende des Rennens, bezahlte ich dann die Rechnung dafür. Alle bis auf einen der Gruppe, hatten mich zum Schluß noch überholt.
Auch da gibt es Parallelen zur Gemeinde. Man spannt den Neuen ein, nimmt ihn aber nicht in die Gruppe auf. Wenn dann seine Kraft nachlässt, lässt man ihn allein und kümmert sich nicht um ihn. Leider haben dann alle Beteiligten verloren. Die Gemeinde, einen guten Mitarbeiter, der Neue ist wieder allein und sucht sich vielleicht wieder eine neue Gemeinde, in der das Spiel von Neuem losgeht, oder er bleibt und zieht sich zurück, und alles bleibt wie es war. Die Gemeinde beklagt weiterhin zuwenig Mitarbeiter usw., usw.
Römer 15,1-2:
''Lasst uns eine starke Truppe sein, die jeden ans Ziel bringen will, damit Gott geehrt wird und der Teufel nicht zum Ziel kommt.''