Leibliche Geschwister gehen zumeist nicht gerade zimperlich miteinander um. Da spielen nicht selten Mißgunst, Eifersucht, Kompetenzgerangel und Revierkämpfe eine Rolle. Merkwürdigerweise hat man dabei manchmal den Eindruck, daß das, was eigentlich zusammen gehört sich gelegentlich sehr ablehnend gegenübersteht. Es heißt im Volksmund: ''Freunde sucht man sich aus, Verwandte nicht!'' Das klingt auf den ersten Blick alles sehr ernüchternd, fast schon boshaft. Genau in dieser Stimmung nun wird David (der Schafhirte) von seinem ältesten Bruder angeschwärzt und heftig kritisiert. Jetzt könnte man sagen (weil wir ja wissen wie diese Sache mit Goliath ausging) daß jemand durchaus eine boshafte Ader haben kann, zur Vermessenheit (Hochmut) neigt und sensationsgierig ist und trotzdem im Sinne Gottes handeln kann und sogar noch belohnt wird. Auch könnte man behaupten, daß diejenigen Menschen, die einem besonders nahe sein sollten, gelegentlich weiter von einem entfernt sind (und Lügen verbreiten?) als irgendein Fremder. Kann es sein, daß man den Menschen gegenüber, die man im Grunde doch liebt, immer besonders kritisch (feindlich) sich verhält? Daß man ihnen gegenüber hohe (manchmal überzogene) Anforderungen hat und sie irgendwie ''unten'' halten will? Das ist durchaus möglich, birgt aber auch die Gefahr in sich, über das Ziel hinauszuschießen und Unrecht zu tun. Vielleicht war es das, was da zwischen Eliab und David sich abgespielt hat? Jedenfalls hat sich David davon nicht beirren lassen und hat sich auf keine Streitereien eingelassen. Gut so! David hatte ja auch nicht vor den Schaulustigen oder Helden zu spielen, sondern hat spontan reagiert als er sah was da vor sich ging.
Eines wird mir hierbei klar: Unsere Eindrücke, die wir voneinander haben, lassen bei weitem nicht immer auf das schließen, was wirklich unser Wesen und Wirken ausmacht. Gerade auch dann, wenn wir gläubige Menschen sind. Eliab war wohl mehr Soldat und Befehlsempfänger als daß er den Mut und die Feinfühligkeit seines jüngsten Bruders David nachvollziehen konnte. Der hatte einen ''heiligen Zorn'' und war sich der Kraft Gottes ganz sicher und zweifelte nicht daran das Unmögliche möglich zu machen zur Ehre Gottes. Irgendwo ist es sogar verständlich, daß der angespannte Eliab zuerst genervt auf Davids Einmischung reagierte. Aber der Unterschied und das Entscheidene war eben die Tatsache, daß Gott mit David war! Nicht immer (egal ob verwandt oder nicht) wenn jemand etwas zu sagen hat (und uns das zuerst nicht in dem Kram passt) geschieht das aus einem unreifen, egoistischen oder geltungssüchtigen Charakter heraus. Es kann auch aus Glauben und gottgefälligem Mut heraus geschehen. Der HERR kann und wird auch einen unvollkommenen, fehlerhaften und geringen Menschen zu seiner Ehre benutzen und ihn erhöhen, wenn die Zeit dafür reif ist. So wie bei dem jungen David, dem Schafhirten, der ein Mann nach dem Herzen Gottes war! Gott segne Dich! :-)