Sie kennen und benutzen sicher Schubladen, um Ordnung in ein System zu bringen. Man kann prima etwas darin einsortieren und es lässt sich schneller wiederfinden. Es gibt auch Menschen, die auch ihr Leben in Schubladen einsortieren. Diese Menschen kann anscheinend nichts erschüttern: Sie haben für alles ein Fach., in das sie es legen können, egal ob traurig oder fröhlich. Solche Menschen sind aber auch nicht mehr groß überrascht, wenn ihnen etwas passiert. Ein Staunen und Danken ist nicht möglich. Erlebtes ist Schicksal oder Zufall. Das Erlebte wird diagnostiziert und nach dem Hauptmuster in die betroffene Schublade abgelegt.
Manchmal betrifft es sie alleine, aber manchmal sind auch andere Menschen davon betroffen. Es kann auch sein, dass Menschen von Menschen in Schubladen einsortiert werden. Damit verliert der Mensch aber seine Menschlichkeit. Echte Freunde meinen sich zu kennen. Kann man sie dann aber auch noch freudig überraschen? Oder liegt es daran, dass man nicht mehr bereit ist, sich noch Mühe für die Überraschung zu geben? Wie schön kann der Satz sein: Das kenne ich von dir nicht, ich wusste gar nicht, dass du so sein kannst. Das kann ein tolles Kompliment sein.
Staunen hält eine Beziehung jung. Ich war in Abu Dhabi und wir besuchten eine Diamantenschleiferei. Dort erfuhr ich, dass ein Diamant wertvoller wird, je mehr er geschliffen wird. Er bekommt dadurch mehr Facetten. Hätte man den Diamanten am Anfang gesehen und einsortiert, so wäre er nicht wertvoller geworden.
So ist das auch mit dem Kennen. Wir sind nie fertig bearbeitet. Es blitzt immer wieder mit jedem neuen Tag, mit jedem neuen Lebensabschnitt etwas Neues auf. Mit jemandem in Beziehung stehen, das meint, ihn zum Strahlen bringen und nicht ihn in eine Schublade zu tun.
Ich wünsche dir, dass du heute Edelsteine in deinem Alltag finden kannst, die in keine Schublade passen.