Wir sind es nicht, auch wenn es für manche der Inbegriff der sogenannten ''Freiheit'' ist und sie meinen, keiner kann ihnen etwas anhaben, weil sie ja unabhängig sind. Genauso meinte es der reiche Kornbauer (Lukas 12, 13-21) weil er sein Geld für das Fundament des wahren und freien Lebens ansah. Darum sagte er: ''...und will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und sei guten Mutes...'' (Vers 19). Die Seele kann man nicht auf Vorrat zur Ruhe bringen. Schon gar nicht durch Habsucht und Besitz. Auch als Christen haben wir kein Abonnement auf seelische Gemütlichkeit. Darum müssen (dürfen) wir auch jeden Tag neu glauben. Vielmehr ist es doch nicht selten so mit unserer Seele, wie wir in Psalm 42, 3-6 lesen: ''Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und vor Gottes Angesicht erscheinen? Meine Tränen sind meine Speise bei Tag und bei Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist [nun] dein Gott? Daran will ich denken, und meine Seele in mir ausschütten, wie ich dahinzog im Gedränge, mit ihnen feierlich dahinschritt zum Haus Gottes unter lautem Jubel und Lobgesang, in der feiernden Menge. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken für die Rettung, die von seinem Angesicht kommt''! Unsere Seele hat mitunter ein sonderbares Eigenleben. Sie ist im Grunde unersättlich weil sie wie ein Schwamm alles an Bildern, Gefühlen und Eindrücken in sich aufnimmt, was unser Leben so mit sich bringt. Das macht sie dann auch immer wieder unruhig, verzagt, überfordert und orientierungslos. Beim König David war es so und sicherlich ebenso in unserem Alltag. Wir stehen nicht darüber und wir haben auch nicht wirklich unsere Seele und unser Leben im Griff. Wir sind nicht unabhängig, selbst wenn es uns äußerlich an nichts fehlen mag. David versuchte sich an Zeiten und Momente in seinem Leben zu erinnern, als er von Herzen Gott erleben und loben konnte und tatsächlich unbeschwert und glücklich war. Auch wir hatten sicherlich solche Augenblicke.
Der Heilige Geist ist auch ein Geist der Erinnerung (Johannes 14,26) und entsprechend sollten wir uns auch an das erinnern lassen, was in unserem Glaubensleben Hand und Fuß hatte und unsere Seele zum jubeln und aufatmen brachte. War es ein bestimmtes Wort Jesu, eine Predigt, ein Gebet, ein Wort eines Bruders, einer Schwester oder ein gutes Buch was wir gelesen hatten? Es gibt so einiges, was unserer Seele richtig gut tut. Im umgekehrten Fall aber auch Dinge, die uns eher schaden, belasten und verunsichern. Unsere Seele gehört Gott (Hesekiel 18,4) aber nicht so wie eine verstaubte Vase in einem Regal im Keller, sondern sie ist in der Liebe und Gnade und Fürsorge des lebendigen, ewigen Gottes gegründet und bewahrt. In Jesaja 38,17 steht: ''Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück''. Gott weiß um unsere seelischen Unzulänglichkeiten und unsere Abhängigkeit. Und das Paradoxe ist, daß im Wissen um die Abhängigkeit von Gottes Vergebung und Gnade, und die Hinwendung im Glauben, also sozusagen im Eingeständnis seiner seelischen Kapitulation, die wahre Freiheit liegt. Wen Jesus frei macht, der ist wirklich frei (Johannes 8,32). Der Glaube an die Abhängigkeit von Gott (inclusive die Erlösung), macht uns zu dem, was schon immer unsere Bestimmung war - Kind Gottes zu sein. Der Teufel predigt die Emanzipation von Gott, die eingebildete Souveränität des Lebendigen und die Vergötzung des Individuum. Und auch als Christen müssen wir aufpassen, nicht die Dinge oder uns selbst zum Mittelpunkt unseres Glaubens zu machen. Wir sollen uns Gott nicht in der Weise nähern, wie dieser kleine Vers es ausdrückt: ''Ich, mich, meiner, mir - HERR segne diese vier''! Alle Ehre gebührt allein Gott und alle Seelen sind sein - in erster Linie diejenigen, die er aus Liebe teuer erkauft hat (1. Korinther 7,23). Amen.