Die Welt ist nicht ohne Weisheit, aber sie ist irdisch und zumeist von charakterlichen Schwächen unterwandert, so daß meist mehr Schein als Sein dahinter steckt. Letztlich ist ein Mensch durch seine eigene moralische Weisheit (Lebenserfahrung inbegriffen) nicht in der Lage Gott tatsächlich zu begegnen und IHN zu erkennen. Stattdessen wird dann nicht selten religiös moralisiert und alles was in dieses Schema passt (egal welche Religion) als ''göttlich'' verkauft. Darum schreibt Paulus auch knapp und treffend: ''Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott'' (1. Korinther 3,19). Aber nur weil wir nun Christen sind, reden wir nicht automatisch weise Dinge sobald wir den Mund aufmachen. Wir verfehlen uns dennoch und straucheln auch über unsere Zunge (Jakobus 3,2). Eine falsche Weisheit hat tatsächlich und unmittelbar auch etwas mit einer unbeherrschten (fahrlässigen) Zunge zu tun. Der Eingangstext zeigt im einzelnen auf, wie sich das äußern kann. Wer anderen Erfolge missgönnt und nur widerwillig erträgt, daß das jemand besser, anerkannter und respektierter ist als man selbst, der wird sich entsprechend unweise äußern. Wer einen selbstsüchtigen Ehrgeiz (Eigennutz) entwickelt und keine Rücksicht auf Verluste nimmt, handelt in Wort und Tat ebenso unethisch, egoistisch und unklug. Wer sich selbst rühmt und sich anderen gegenüber überlegen vorkommt (Arroganz) sowie biblische Wahrheiten verdreht (lügt) ist nicht nur nicht weise, sondern ziemlich dumm. Die wahre Weisheit ist anders, wie wir im folgenden Text feststellen können: ''Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedvoll, milde, folgsam, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften'' (Jakobus 3, 17-18).
Auch hier hat das positive (weise) Verhalten etwas mit einer disziplinierten (überlegten) Zunge zu tun. Und zwar zuerst einmal in der Einsicht, daß echte Weisheit ''von oben kommt'' und daher auch ''rein'' ist. Gott hat keine charakterlichen Schwächen wie wir - ER ist in allem vollkommen. Für uns bedeutet dies, daß uns auch nur Gott in unserer Hoffnung auf Jesus Christus ''rein'' machen kann und will (Johannes 3,3). Es geht außerdem um Frieden, den wir stiften sollen (durch heilsame Worte) und eine gewisse Milde. Im griechischen Urtext kann man das auch mit ''bedacht'', ''höflich'', ''vernünftig'', ''freundlich'' und ''vorausschauend'' ausdrücken und bezeichnen. Man beharrt nicht auf seinen Rechten sondern achtet ungeteilt die Gefühle anderer. Das ist so ziemlich das krasse Gegenteil von Egoismus und Besserwisserei. Zur gottgegebenen Weisheit gehört ebenso Mitleid und Mitgefühl, sowie die Fähigkeit, frei zu sein von allen Vortäuschungen (dass jemand etwas glaubt, das nicht wahr ist). Wo wir uns hier überfordert vorkommen, sei uns von Jakobus dies ans Herz gelegt: ''Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird'' (Jakobus 1, 5-6). Gott segne euch.