Zur Erläuterung des Themas zitiere ich am Anfang einige Sätze von William McDonald (1917-2007): ''Vielen Menschen, denen der Rest der Bibel nicht bekannt ist, kennen diesen Vers (Matthäus 7,1) und benutzen ihn wie eine Keule, um jede Kritik oder Korrektur zum Schweigen zu bringen. Wenn sie den Rest der Bibel studierten, würden sie erkennen, daß es Situationen gibt, wo wir richten müssen, und Situationen, wo wir nicht richten dürfen''. Wenn wir anfangen Motive von Menschen abschätzig zu beurteilen, und somit zu verurteilen, gehen wir zu weit, denn nur Gott kennt die Herzen (1. Samuel 16,7). Aber wir sollen durchaus beurteilen, ob jemand wirklich gläubig ist oder nicht. Nur so können wir auch umsetzen, was in 2. Korinther 6,14 steht: ''Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis''? Wir dürfen den Wert von christlicher Arbeit nicht nach unseren eigenen Maßstäben beurteilen und bewerten (richten). Das ist allein Gottes Sache und nicht unsere Aufgabe - 1. Korinther 4,5: ''Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden''. Ob unsere Glaubenswerke aus Holz, Heu, Stroh, Silber, Gold oder Edelstein bestehen, wird am Preisgerichtsthron offenbar werden (1. Korinther 7,12). Was wir richtenderweise tun sollen ist, Streit zwischen Gläubigen zu schlichten und gerecht zu behandeln (1. Korinther 6, 1-6). Wer einen anderen Lebensstil als man selbst hat, darf in Dingen der Moral oder in weniger wichtigen Dingen, nicht den Stab über andere brechen und sie somit verurteilen (Römer 14, 3-4). Extreme Sünden und offensichtlich groben Ungehorsam wider besseren Wissens, müssen wir richten und klare Worte finden - das ist dann auch Sache der ganzen Gemeinde (1. Korinther 5,12). Aber es würde wiederum zu weit gehen, nur nach dem äußeren Schein zu gehen, und nicht auch hinter die Kulissen zu blicken (Johannes 7,24: ''Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht'').
Vorurteile und vorschnelle Urteile (positiv wie negativ) sollten ebenso verpönt sein (Jakobus 2, 1-4). Als Gemeinde sollten wir aber in der Lage sein, zu beurteilen, ob ein Mann sich als Diakon oder Ältester eignet oder auch nicht (1. Timotheus 3, 1-13). Sicherlich gehört es für einen Christen auch zur Pflicht, das Gehörte stets anhand der Bibel zu prüfen (Apostelgeschichte 17,11: ''...sie nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich's so verhielte''. Hierbei müssen wir auch Irrlehren und Verdrehungen als unbiblisch entlarven können, so wie es Jesus selbst seinerzeit auch tat (Matthäus 22, 23-33). Wir sollen den Menschen (Glaubensgeschwistern) nicht nach dem Mund reden, sondern uns untereinander in Liebe lehren und ermahnen (Kolosser 3,16). Das hat sicherlich nichts mit richten zu tun, wenn wir das beherzigen (wohl wissend, daß auch wir es immer wieder nötig haben, daß man so mit uns umgeht). Wir sollen uns entsprechend auch nie besser darstellen als wir sind, und höher von uns denken, als von anderen (Philipper 2,3). Wo wir hochmütig andere darin richten, wo wir selbst versagen, da wird Gott uns richten müssen. Wer sich der Gnade Gottes in seinem persönlichen Leben bewusst ist, wird sich gut überlegen ob, wo und wie er andere Menschen beurteilt oder verurteilt. Paulus schreibt in Römer 2, 1-4: ''Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der du richtest. Denn worin du den andern richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest. Wir wissen aber, dass Gottes Urteil recht ist über die, die solches tun. Denkst du aber, o Mensch, der du die richtest, die solches tun, und tust auch dasselbe, dass du dem Urteil Gottes entrinnen wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet''? Aber wir sollen als Christen auch unsere Verantwortung kennen und wahrnehmen, und Mut haben dort den Finger in die Wunde zu legen, wo Ungerechtigkeit, Lüge, Falschheit und Unversöhnlichkeit vorherrscht.