Lukas 13,6 - 9: Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.
Meine Großeltern hatten im Garten viele Obstbäume stehen. Sie waren schon alt und mit zunehmendem Alter meiner Großmutter (Opa lebte nicht mehr) fiel ihr das Ernten schwer. Zudem blüten zwar die Bäume, aber sie trugen keine Frucht mehr. So wurde nach und nach jeder Baum abgeerntet und abgeholzt. Er war auch frustrierend, wenn statt Frucht nur Blätter winken und nicht eine Frucht sich entwickelt.
So ähnlich ist es im Gleichnis. Es ist eine hoffnungsvolle und frustrierende Geschichte. Es kommt darauf an, aus welchem Blickwinkel wir sie lesen. Sehen wir auf den armen und enttäuschten Besitzer oder auf den Feigenbaum, der das Mitleid des Weingärtners erregt. Die Geschichte kann man doppeldeutig verstehen: als Gleichnis von der Barmherzigkeit Gottes und als Mahnung, seiner Bestimmung entsprechend zu leben. Jesus sagt uns in seinem Wort, wie das Reich Gottes wachsen kann. Wir müssen nur seine Biologie verstehen. In Matthäus 6, 28 fordert uns Jesus auf, das Wachstum der „Lilien auf dem Feld“ zu beobachten. Dabei geht es nicht um die Bibel, sondern um die Schöpfung, zu der uns Jesus selbst auffordert. Das Leben mit Außenwirkung ist natürlich (nicht machbar), ist organisch (nicht anstrengend), ist verbindend (nicht isoliert), ist belebend (nicht Kräfte verzehrend), ist periodisch (nicht kontinuierlich).
Der Feigenbaum gehört zu den ältesten Gewächsen. Auf den ersten Seiten der Bibel steht: (Genesis 3,7) „Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.“ Ende Mai bis Anfang Oktober bringt der Feigenbaum Früchte. Im April kommen die Vorfeigen. Sie zeigen an, dass der Winter vorbei ist, Hohelied 2,13: „Der Feigenbaum hat Knoten gewonnen, und die Reben duften mit ihren Blüten.“ Bei einem Aufenthalt in Israel sagte man uns, dass diese Früchte nicht saftig sind Sie sind nicht saftig, werden aber trotzdem gegessen. Wo sie fehlen, ist der Baum unfruchtbar. Der Feigenbaum wird im Zusammenhang mit dem Weinstock und dem Ölbaum erwähnt. Das „Wohnen unter dem Weinstock und Feigenbaum“ ist Synonym für Wohlstand, Frieden und Sicherheit. Ein Feigenbaum ohne Frucht war eine unerwünschte Last und wurde vernichtet. Nahhaften Boden findet man in Israel nicht überall und wenn verschwendete man ihn nicht für Bäume, die keinen Ertrag brachten und anderen Bäumen die Kraft entzogen.
Jesus will mit seiner Geschichte seinen Zuhörern ins Gewissen reden. „Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen.“ Mit dem Gleichnis zeigt Jesus, wie auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes Verlass ist, aber auch, dass die Geduld Gottes Grenzen hat. Mit dem Gleichnis hält Jesus Israel damals und uns heute einen Spiegel vor.
Die Sache mit dem Feigenbaum erinnert an biblische Texte: die Rede über den Weinberg Gottes (Jes 5), an die Sendschreiben der Offenbarung, an die Bildrede (die Rede vom Weinstock (Joh 15)), die Rede von der Frucht des Geistes (Gal.5). Jesus beurteilt seine Gemeinden.