Was anderen Glaubensgeschwistern mitunter passiert, worüber sie stolpern, was sie verärgert oder verführt oder was sie fahrlässig zulassen, kann auch dir passieren und so geschehen! Die Verfehlungen, Gleichgültigkeiten, Lieblosigkeiten, Gedankenlosigkeiten und auch Dummheiten anderer gläubiger Menschen, sollten für dich kein Anlass sein, diese Menschen zu verurteilen oder vorschnell abzustempeln. Oft bekommen wir noch nicht einmal richtig mit, was bei einer Sache wirklich abgelaufen ist und was tatsächlich hinter einem Geschehnis steckt. Wir sollen aber auch nicht mit gleicher Münze zurückzahlen wenn uns so ein Verhalten begegnet – warum auch immer. Kannst du noch mitleidig und sanftmütig sein, oder schlägst du lieber verbal drauf? Hast du für manche Dinge einfach kein Verständnis - Christ hin oder her - wirst du auch schwach wenn andere schwach werden, oder lässt dich das alles eher kalt? Rufen wir uns in Erinnerung, wie Jesus mit schwachen, sündigen und zerknirschten Menschen umgegangen ist! Er ging bei ihnen essen und musste (!) bei ihnen einkehren (Lukas 15,2). So bei Zachäus aus Jericho, einem Zöllner, der im Volk so beliebt und geachtet war wie ein Ausschlag (Lukas 19,1-10). Seinem Haus, daß er für Jesus geöffnet hatte, ist anschließend Heil widerfahren. Wie viel Segen kann Gott einem Gefallenen, Betrübten und Gestrauchelten schenken, wenn wir ihm anstatt mit Verachtung und Anklage mit Liebe, Verständnis und Hilfe begegnen? Fragen wir uns, wie viel der Leute, die Zachäus anklagten, hätten bei Gelegenheit ebenso diesen Zöllner-Job angenommen und sich dadurch bereichert? Manchmal sind es sogar wir selbst, die andere Christen unnötig belasten und dann die Ersten sind, die sich beschweren wenn es nicht so läuft wie gewünscht. Um anderen Menschen das Glaubensleben schwer zu machen, muss man noch nicht einmal ein Pharisäer sein (Lukas 11,46).
Aber jemanden, der von Verfehlungen ereilt wird, wieder zurecht zu helfen (mit Sanftmut und geistlicher Reife) ist für manche leider ziemlich schwierig, weil sie sich selbst niemals in so einer Lage sehen könnten. Es geht nicht darum, daß wir über alles und jeden immer ''den Mantel des Schweigens'' legen sollten, aber wir sind aufgefordert vor allem Gnade und nicht Gericht zu verkünden und zu vermitteln. Die Last des Anderen trägt man dadurch, daß man einander erträgt und sich vergibt. In Kolosser 3, 12-15 steht: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar“. Hast du ''herzliches Erbarmen'', ''Freundlichkeit'', ''Demut'', ''Sanftmut'' und ''Geduld''? Bevor man andere Christen kritisiert, sollte man sich auch selbst fragen, ob man nicht ebenso gefährdet ist und nur durch Gottes Gnade stehen kann? Und es gibt leider auch fromme Menschen, die schütteln ihren Kopf so lange über eine Suppe, bis sie ein Haar darin finden! Ohne Gnade würde keiner von uns auch nur einen Wimpernschlag lang vor Gottes Gericht bestehen können. Wenn uns bei anderen etwas ins Auge fällt, sollten wir auch unsere eigenen Augen überprüfen (Matthäus 7, 3-5). Vergebung geschieht aus Liebe. Wer das so als gefallener und fehlerhafter Mensch erleben darf, der hat auch eine ganz besondere Motivation, es künftig besser zu machen und seine Fehler zu korrigieren. Auch wenn Kritik berechtigt ist, sollen wir uns nicht über andere stellen.
Fortsetzung morgen...