Da sitzt er nun, ist am Boden zerstört, die Einsamkeit greift nach ihm, alles was er geglaubt hat, es
ist im Nebel verschwunden. Wie konnte das erneut passieren, er hatte doch so aufgepasst, sich
Strategien überlegt, damit er nicht erneut verletzt wird? Er hat sich vorsichtshalber erst mal
zurückgenommen, nicht sofort alles erzählt, seine Antennen auf mögliche Hinweise ausgefahren.
Es fühlte sich so echt an, so liebevoll, fürsorglich und ehrlich.
Und doch, erneut kann er nur sagen, hereingefallen auf viele Versprechungen, Beteuerungen. Dieses
und jenes wurde durch Erklärungen des anderen zwar früher plausibel, ja nachvollziehbar und einleuchtend dargestellt, doch jetzt?
Nichts als Mühe, alle Freude, alle Liebe, die man investiert hat, sie ist verschwendet. Der andere
hat sie eingefangen, aufgesogen, mitgenommen, als selbstverständlich angesehen, als würde es
keine Kraft kosten, als würde es kein Gebet erfordern, kein Durchhaltevermögen, keine Entschlussfreudigkeit, keine Bereitschaft, sich auf eine neue Situation einzulassen.
Er fühlt nur noch eine tiefe Müdigkeit, Kraftlosigkeit, ‚Verlorenheit in sich.
Je mehr er darüber nachdenkt, desto gewichtiger, schwerer, größer werden die einzelnen Aussagen.
Schon wieder, oder immer noch? Ist es ein ständiges andauerndes Begleiterscheinen in seinem
Leben, auf das immer wieder eine Leere folgt, die man nicht ertragen kann. Ein Raum gefüllt mit
Schwärze, Dunkelheit…
Das Erwachen, nichts passt mehr, die kleinen Hinweise, die darauf deuteten, sind jetzt nicht
mehr klein, nein, sie strahlen ihm, wie von großen Werbetafeln überall in seinen Alltagssituationen
mitten ins Gesicht. Sie brennen ihm ein Loch ins Herz. Er wollte nicht mehr so verletzt werden, doch
was nur ein Nebensatz war, wird zur Überschrift. Es ist zum verrückt werden. Der Schlaf wird
geraubt, am Tag verlässt ihn die Konzentration, alle unscheinbaren kleinen Alltagssituationen,
die er früher mit links abgeschmettert hat, mal eben erledigt hat, die sind jetzt unüberwindbare,
kräfteraubende, lästige und nicht so schnell zu erledigende Dinge geworden.
Gibt es einen Ausweg, eine neue Zuversicht?
Die Bibel schildert Menschen, die betrogen haben. Sie konnten nicht widerstehen. Sie hatten
verschiedene Anlässe dazu. Oft war es die Angst, die sie nicht anders handeln ließ. Doch es gab
auch Gründe, wie eigener Vorteil, Eifersucht, Habgier, falsches Einschätzen der Bewältigung von
Krisen uvm. Das Betrügen scheint so nahe zu liegen. Gar nicht so weit entfernt, wie angenommen. In unseren Herzen ist es tief verankert. Wir, wir Menschen sind dazu jederzeit in der Lage. Es lässt einen selber erschrecken, sollte man so feinfühlig sein, wenn man sich dabei ertappt. Nicht umsonst schreibt die Bibel über das Herz als böses Organ. (Matthäus 15,19)
Betrug, Betrug, Betrug.
Weh tut es, wenn man der Betrogene ist. Wenn es einen erwischt!
Doch Hand aufs Herz!
Kann es sein, dass auch wir die Seiten wechseln können?
Vom Betrogenen zum Betrüger.
Vom Betrüger zum Betrogenen.
„Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht…“(Psalm 51, 10-11)