Das Wort Bekehrung ruft bei jedem einzelnen ganz unterschiedliche Erinnerungen wach. Der eine denkt an ein tiefgreifendes Erlebnis, durch das er den Weg zu Jesus fand. Nach Jahren kennt er noch Tag und Stunde seiner Bekehrung. Der andere hat den Weg zum Glauben als eine Entwicklung erlebt, bei der sich der Bekehrungsmoment nicht fest datieren lässt. Andere wiederum hören das Wort Bekehrung mit Unbehagen. Sie verbinden damit Enge und Frömmelei, psychischen Druck durch übertriebene Entscheidungsapelle. Sie wollen sich den Glauben nicht aufpressen lassen. Ich denke da an eine Kollegin, die zwar zum missionarischen Gemeindecafe kommt, aber den Gottesdienst meidet sie erfolgreich. Eine weitere Person sagte zu ihrem Freund: Ich gehe mit dir zur Gemeinde wegen der Gesellschaft und weil die Leute so nett sind. Es gibt auch viele Treffen mit Unterhaltsamkeit. Den Glauben – da schauen wir mal.
Gott handelt bei keinem nach einem bestimmten Schema. Er will uns nicht uniformieren, sondern reformieren. Gott führt jeden Menschen seinen persönlichen Weg.
Das Wort Gottes ist in der Markusstelle eine freundliche Einladung zur Umkehr. Die Umkehr zu Gott führt aus der Verlorenheit unseres Lebens heraus. In der Geschichte vom verlorenen Sohn landet der Mensch am Schweinetrog. Er wollte sein leben außerhalb des Elternhauses genießen – fern vom Vater. Die Geschichte will den Zustand der Menschen beschreiben, die in der Abkehr von Gott leben wollen. Sie wollen ihre eigenen Ordnungen und Regeln leben. Am Ende haben sie nicht das Leben gewonnen, sondern das Leben verspielt. Sie waren nicht frei, sondern abhängig. Allen gilt die Einladung Jesu: Kehrt um, glaubt an das Evangelium.
Nicht die äußere Lebensform ist entscheidend, sondern unser inneres Verhältnis zu Gott. Viele Menschen fühlen sich gar nicht als Verlorene. Ihr Leben läuft geordnet und anständig, ihrer Meinung nach. Erst wer zu Gott umkehrt, stellt fest, wie weit er bisher von ihm entfernt war. Es gibt auch eine fromme Abkehr von Gott. Da ist nur noch ein christlicher Anstrich. Man betet die eigene Leistung an oder vertraut der Technik. Wer sich von Gott abholen lässt, wird davon frei.
Die Abkehr von Gott kann sich auch in fromm getarnter Egozentrik widerspiegeln. Das Herz ist erfüllt von Selbstbeweihräucherung. Die Gedanken, das Wollen und die Beurteilung sind getragen von der Besserwisserei. Maßstab allen Denkens sind die eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen. Menschen offenbaren sich als rechthaberisch, lieblos und unbarmherzig. Das kann man bei Kindern schon beobachten.
Es gibt verschiedene Wege, die von Gott wegführen. Aber es gibt nur einen Weg, der uns zu ihm bringt. Das hat aber nichts mit psychischem Druck zu tun. Jesus lädt ein: Glaubt an mich. Das ist kein übertriebener Entscheidungsapell, der uns einengt, sondern er befreit uns liebevoll zu einem sinnvollen Leben. Der Glaube ist nicht nur Sache des Verstandes, erst recht nicht nur das Gefühls. Der Glaube gibt dem Herzen einen neuen Stellenwert. Jesus will in uns Glauben wecken. Im Glauben öffnen wir uns für ihn, für sein Wort und seinen Willen. Der Glaubende hört im Wort Gottes das, was er tun soll, wie er handeln soll. Er lernt zu verstehen und zu hören. Glauben heißt aus Liebe und Vertrauen gehorchen.
Wer im Glauben an das Wort Gottes zu ihm umkehrt, gehört sich nicht mehr selbst. In der Bindung an Jesus wird er frei zum Dienst. Er wird frei von der Sünde zur großen Freude.