In Mose 50, 15-21 steht: „Als nun Josephs Brüder sahen, dass ihr Vater gestorben war, sprachen sie: Joseph könnte gegen uns feindselig werden und uns all die Bosheit vergelten, die wir an ihm verübt haben! Darum ließen sie Joseph sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tod und sprach: So sollt ihr zu Joseph sagen: Bitte, vergib doch deinen Brüdern die Schuld und ihre Sünde, dass sie so Böses an dir getan haben! So vergib nun den Knechten des Gottes deines Vaters ihre Schuld! Da weinte Joseph, als sie ihm das sagen ließen. Dann gingen seine Brüder selbst hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte! Aber Joseph sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Bin ich denn an Gottes Stelle? Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen, um es so hinauszuführen, wie es jetzt zutage liegt, um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen! Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen“. John McArthur schreibt in seinem Kommentar: „Die Brüder wurden wieder von ihrem schlechten Gewissen bedrängt und so unterschätzten sie die Echtheit von Josephs Vergebung und seine Zuneigung zu ihnen. Auch Jakob unterschätzte mit seiner Sorge, für seine Söhne Fürbitte zu leisten, Joseph in seinen Worten und Verhalten gegenüber seinen Brüdern. Bin ich denn an Gottes Stelle? Diese knappe Frage weckte ihre Erinnerung an seine Erklärung, wie Gott ihn dorthin gebracht hatte, wo er jetzt war, an der Position, wo Gott ihn zu jener Zeit haben wollte. Gott gedachte es gut zu machen. Josephs weise, theologische Antwort ist in die Geschichte eingegangen als die klassische Bestätigung von Gottes Souveränität über das Tun der Menschen“. Gut möglich, daß mancher Mensch und womöglich auch Glaubensbruder/schwester mit der/dem wir einmal zu tun hatten, in späteren Zeiten über uns stehen und wir von dieser Person in gewisser Weise abhängig sind, was aus uns wird und wie es weitergeht mit meiner Karriere, meinem Leben, meinen Umständen und wie ich in Zukunft auch von anderen wahrgenommen werde. Unterschätzen wir nicht die Dinge die wir anderen mitteilen und manchmal meinen unbedingt sagen zu müssen. Denken wir vorher nach ob wir unseren Enttäuschungen, unserem Genervtsein, unseren voreiligen Bewertungen immer nachgeben sollten und ob das gerecht ist.
Manchmal tun wir damit großes Unrecht und wissen nicht, wie das mein künftiges Leben beeinflussen kann und wird. In Sprüche 24, 8-12 steht: „Wer vorsätzlich Böses tut, den nennt man einen Bösewicht! Dummheiten ersinnen ist Sünde, und ein Spötter ist den Menschen ein Gräuel. Zeigst du dich schlaff am Tag der Bedrängnis, so ist deine Kraft beschränkt. Errette, die zum Tod geschleppt werden, und die zur Schlachtbank wanken, halte zurück! Wenn du sagen wolltest: »Siehe, wir haben das nicht gewusst!« — wird nicht der, welcher die Herzen prüft, es erkennen, und der auf deine Seele achthat, es wahrnehmen und dem Menschen vergelten nach seinem Tun“? Seien wir ehrlich vor Gott und sehen wir ein, daß wir vor dem Schöpfer aller Dinge mehr Unrecht haben und verkehrte Dinge tun und denken als das jemand uns gegenüber macht. Wir stehen nicht über anderen und können guten Gewissens einander vergeben und uns nicht als Rechteinhaber der Gnade sehen, wenn es darum geht anderen gegenüber Vergeltung zu fordern. Wer sind wir? Joseph hatte vermutlich mehr Grund richtig sauer und frustriert zu sein über das was ihm seine eigene Familie angetan hat, als wir das je erleben, aber Gott hatte andere Pläne mit Joseph und Joseph hatte verstanden, daß er in seiner einflussreichen Position etwas von der Liebe, Güte und Gnade Gottes ganz praktisch zeigen konnte. Und wo war das wichtiger und besser als in der eigenen Familie? Vielleicht hast du ja auch einen gewissen Machtbereich oder hast gewisse Möglichkeiten in deiner Familie, deinem Freundeskreis, deiner Arbeitsstelle oder wo auch immer, etwas Gutes und Hilfreiches tun kannst (wo es helfen könnte) und womöglich auch Menschen, die es nicht gut mit dir meinten, etwas von der vergebenden Gnade und Liebe Gottes zu vermitteln – so wie Joseph seinen Brüdern gegenüber.