Der Begriff „intensiver Absolutheitsanspruch“ stammt von Gustav Mensching (1901-1978). Er war ein deutscher evangelischer Theologe, der sich zunehmend der Religionswissenschaft zuwandte, deren Eigenständigkeit und Erkenntnisanspruch in Abgrenzung zur Theologie er betonte und beförderte. Nach Mensching wird der Absolutheitsanspruch falsch verstanden, wenn er als logisch-erkenntnismäßige Richtigkeitsaussage aufgefasst und apologetisch gegen andere Religionen gewendet wird. Heutzutage würde man das wohl als Toleranz auslegen, die aber meiner Ansicht nach nicht im religiösen Verständnis und deren Auslegung und Interpretation liegen kann, sondern in der göttlichen Wahrheit und seinem Anspruch, und in der Eingebung allein durch den Heiligen Geist, über den ich (auch als Gläubiger) nicht eigenmächtig verfügen kann. In Römer 9, 18-21 steht: „So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will. Nun sagst du zu mir: Was beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen? Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht etwa ein Werk zu seinem Meister: Warum hast du mich so gemacht? Hat nicht der Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen“? Das klingt zuerst einmal ziemlich hart und ernüchternd. Aber es macht deutlich, daß ich (auch als Gläubiger) es nicht in der Hand habe Absolutheiten und entsprechende unabhängige Wahrheiten zu deklarieren, anzuerkennen, abzulehnen oder eintüten und zementieren kann. Das kann nur Gott und wem ER es offenbaren will. Als Jesus die Jünger fragte, was sie glauben wer ER sei, antwortete Petrus daß Jesus der Heilige Gottes, der Sohn Gottes und der Messias sei. Jesus antwortete in Matthäus 16,17: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel“.
Im Zeitalter der Toleranz, der ökumenischen Bewegung, der verpönten, sogenannten christlichen Fundamentalisten, empfinden es nicht wenige Zeitgenossen als Unverschämtheit, Anmaßung und Fanatismus, wenn jemand behauptet den einzig richtigen Weg, die Wahrheit und das Leben zu kennen (Johannes 14,6). Das war damals so, als Jesus auf Erden unterwegs war, und es ist heute so, wenn echte Christen sich allein auf IHN berufen, um von ihren Sünden erlöst zu werden (Johannes 3,16). Solche Menschen, die das ablehnen, fühlen sich schnell bevormundet und berufen sich auf ihre eigene Kompetenz in Glaubensfragen und wollen es einfach nicht glauben, daß man zu Gott (ohne Umwege) allein durch Jesus Christus kommen kann. Das ist ihnen zu einfach und würde sie ja quasi von ihrer eingebildeten Macht der Selbsterkenntnis und Weltanschauung fernhalten. Oft lese ich, daß viele davon ausgehen wollen, daß sich Gott auf vielerlei, unterschiedliche Weise offenbart hat und demnach jede Religion, jedes Buch mit Anspruch auf Göttlichkeit und jeder Glaubensanspruch seine Berechtigung und Richtigkeit besitzt - irgendwie! Alles im Geist der Toleranz und Gleichmacherei. Die Bibel widerspricht dem eindeutig. Alles in der Schrift konzentriert und bezieht sich auf Jesus Christus! Nach jüdischem Verständnis ist der Messias bis heute noch nicht erschienen. Nach christlichem Verständnis dagegen ist der Messias bereits in Gestalt Jesu Christi in die Welt gekommen, indem Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist und sich selbst geoffenbart und zur Sündenvergebung geopfert hat, die den Menschen das ewige Leben und himmlische Seligkeit schenkt. Insofern besteht hier eine Quelle für einen Absolutheitsanspruch des Christentums gegenüber dem Judentum und umgekehrt. Aber wir wissen als Bibelleser ja auch, daß die Juden, die nur die fünf Bücher Mose anerkennen in gewisser Weise (was den Messias betrifft) verstockt wurden.
Fortsetzung morgen...