Paulus war sehr sachorientiert (das rettende Evangelium im Mittelpunkt) – Barnabas dagegen hatte die besondere Fähigkeit versöhnlich und personenorientiert zu sein. Beides hat seine Berechtigung. Als Christen brauchen wir beides. Einmal die reine, sachliche Lehre und das unverfälschte, gesunde Wort Gottes. Zum Anderen auch die persönliche Wahrnehmung für unser Leben und die ermutigende Begegnung mit Gleichgesinnten (Freunden) und den Austausch auf Augenhöhe. Die Größe des Barnabas zeigt sich nicht in erster Linie in seinen Begabungen, sondern in seiner Demut und Bereitschaft, sich dem Paulus und der Sache des Evangeliums unterzuordnen. Er hatte kein Interesse an persönlicher Profilierung - er war ein geduldiger, mit Großzügigkeit ausgestatteter Diener und ein wirksamer Sohn des Trostes. Er sah trotz mancher Schwächen und Fehler, die einer machte, immer auch das geistliche Potenzial, das es wert war gefördert zu werden. Barnabas handelte aus Überzeugung und blickte hinter die Kulissen eines Menschen. Glaube lebt von Trost, Mut und Vergebung. Barnabas hat wie Jesus Christus verstanden, die Menschen in Liebe anzuleiten, sich in Freundlichkeit und Interesse zu begegnen und nicht in harten Forderungen und kaltem Pragmatismus und einer unbarmherzigen Haltung. Er hatte etwas in seinem Wesen von Jesu Geduld, seiner Feinfühligkeit und Güte, seinem Langmut sowie der Eigenschaft stets das große Ganze im Blick zu behalten. Und das ist ja für uns alle das Ziel, nämlich in das Bild des Sohnes umgewandelt zu werden. In 1. Petrus 2,21 steht: „Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt“. In 1. Korinther 13, 1-7 lesen wir etwas von einem langen Atem der Liebe, nämlich der Liebe des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Entsprechend auch die Quelle meines Glaubens, meiner Nachfolge und dem, was Gott ausmacht und ihn ehrt: „Wenn ich in Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besäße, sodass ich Berge versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts...
...Und wenn ich alle meine Habe austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts! Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf; sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu; sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“. Trost, Mut und der lange Atem der Liebe charakterisierten Barnabas Leben und seinen hingegebenen Dienst. Dem Herrn dienen, heißt immer auch den Menschen zu dienen! Und auch ein Paulus veränderte sich so sehr in seinem Wesen und seiner Einstellung, nachdem ihm Jesus begegnet war, daß er für jeden Einzelnen Gläubigen, in den von ihm gegründeten Gemeinden, besorgt war und sie in Herz und Verstand bei sich hatte um für sie immer wieder zu beten. In 2. Korinther 2, 2-4 lesen wir: „Ich habe mir aber vorgenommen, nicht wieder in Betrübnis zu euch zu kommen. Denn wenn ich euch betrübe, wer ist es dann, der mich erfreut, wenn nicht der, welcher von mir betrübt wird? Darum habe ich euch dies auch geschrieben, damit ich nicht, wenn ich komme, von denen Betrübnis habe, über die ich mich freuen sollte; da ich doch zu euch allen das Vertrauen habe, dass meine Freude euer aller Freude ist. Ich habe euch nämlich aus viel Bedrängnis und Herzensnot heraus geschrieben, unter vielen Tränen, nicht damit ihr betrübt werdet, sondern damit ihr die Liebe erkennt, die ich in besonderer Weise zu euch habe“. Barnabas und auch Paulus sind für uns echte Vorbilder, auch wenn wir nicht in ihrer Berufung stehen. Aber auch du und ich haben von Gott unsere Aufgaben und Fähigkeiten, sowie manchen Zeit und Raum erhalten, um auch im Kleinen zu wirken und Gutes zu tun und Gott mit unserer Liebe und Anteilnahme anderen gegenüber zu ehren und für das kommende Reich Gottes zu arbeiten. Es wird nicht übersehen oder unbelohnt bleiben.