Über diesen Text ist schon viel gesagt und geschrieben worden, Gutes und Schlechtes. Selbst Luther mit seinem hohen Verständnis beschrieb den Jakobusbrief, aus dem der Text entnommen ist, vermutlich genau wegen diesem zweiten Teil des zweiten Kapitels als „Stroherne Epistel“. Daher wollen wir uns jetzt noch einmal als Gedanken für den Tag nur kurz das Verhältnis zwischen Glaube und Werke anschauen. Hierzu zwei Texte, die hier markante Aussagen machen:
• „So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot.“ (Jak. 2, 17)
• „wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.“ (Römer 4, 5):
Der erste der Texte sagt quasi: Ein Glaube ohne Werke ist toter Glaube, und der kann auch nicht erretten und selig machen. Die Kernaussage des zweiten ist hingegen: Werke an sich machen nicht selig, nur der Glaube macht selig. Bei oberflächlicher Betrachtung stehen die beiden Texte im Widerspruch zueinander. Schauen wir aber genauer hin, erkennen wir, daß es nicht reicht, einfach nur die beiden Begriffe Glaube und Werke gegeneinander auszuspielen, sondern in einer richtigen Konsequenz einander zuzuordnen, dann wird der Widerspruch aufgelöst und alles fügt sich rund zusammen:
Unser Text fordert, daß beides vorkommt: Werke und Glauben. Aber es heißt eben nicht – wie wir es vielleicht im ersten Moment verstehen könnten: Wer (keine) Werke hat, wird (nicht) selig. Nein, die ganze Bibel spricht überall immer nur vom rettenden Glauben. Das ist aber der Glaube, der in Epheser 2, 10 genannt wird: aus Gnade haben wir von Gott den Glauben bekommen, der uns rettet. Die Rettung geschieht nicht aus Werken, steht ebenda explizit in Vers 9. Die Werke werden also als Ursache, als Bedingung für die Errettung in Vers 9 bewußt herausgenommen, und in den Vers 10 verfrachtet, wo sie die als die Konsequenz aus der neuen Schöpfung beschrieben werden. Also ein echter Glaube ist die Gabe Gottes (explizit siehe Philipper 1, 29a), und der wird mit der Wiedergeburt geschenkt, er bringt also die rechten Werke und die rechte Buße, die wir brauchen, aus sich hervor.
Das bedeutet:
Glaube ohne Werke = toter Glauben, also ohne Wiedergeburt nach Jak 2, 17.
Glaube mit Werken = zum lebendigen Glauben gehören die Werke, die aus ihm folgen nach Epheser 2, 10.
Das bedeutet weiterhin, die Werke sind nur das unbedingte Kennzeichen echten Glaubens und echt ist der Glaube nur, wenn er eine Gabe Gottes ist, den der Wiedergeborene von Gott erhält. Hat der Glaube keine Werke, ist er tot, das heißt, er kommt aus dem Menschen selbst (religiös?) und ist nicht die Folge der Wiedergeburt.
Somit gilt die richtige Kette:
„Wiedergeburt – Glaube als Gabe Gottes – Werke die daraus folgen, weil der Glaube lebendig ist“,
gegenüber der falschen:
„Religion – Glaube als Eigenleistung – keine echten Werke, weil der Glaube tot ist“. QED.