Es gibt einen Pfarrer, der eine Lieblingsgeschichte hat, über die er gerne predigt. Wir fragten ihn mal: Warum? Er meinte, er würde jedesmal etwas Neues entdecken. Seine Geschichte war die des verlorenen Sohnes.
Es bedarf der Übung und der Anstrengung, sehen zu lernen. Menschliches Sehen ist mehr als nur ein optischer Vorgang. Die eigentliche Sehfähikeit des Menschen ist untrennbar verbunden mit dem Vermögen, zu entdecken und zu verstehen. Dies braucht Zeit, Geduld und Feinfühligkeit. Die Menge der Eindrücke, die in den Massenmedien auf uns einstürmt, verhindert oft unser In-die-Tiefe- sehen.
Jesus wusste von vielen Menschen, die sehen und doch nicht sehen (Matth. 13,13), die sich ver-sehen, die so vieles in ihrem Leben über-sehen. Wer über-sieht, sieht nicht in die Tiefe, für den ist das auf der OberflächeSichtbare allein sogenannte Realität. Wer es aber nicht gelernt hat, das Oberflächliche zu druchbrechen, dem ist auch der Zugang zum Glauben erschwert; dieser gründet in der Überzeugung, dass die zunächst sicht- und erfassbare Welt durch-schaut werden kann auf eine tiefere Wirklichkeit hin, in der sie gründet: auf Gott. Menschen, die diese tiefere Wirklichkeit sehen, gilt die Seligpreisung: “Selig sind eure Augen, weil sie sehen” (Matth. 13,16).
Wenn Menschen so die sichtbare Wirklichkeit auf die Wirklichkeit Gottes hin durchsehen lernen, sehen sie all ihre Lebensrealität in einem anderen Licht, mit einer größeren Perspektive. Manches Dunkle und trostlose des Lebens erhält so den hoffnungsvollen Lichtstrahl von Gott.
In den Ferien können wir neu und tiefer sehen lernen, weil wir dann die Zeit und die Ruhe haben. Sich auf einen Moment einlassen und alles andere links und rechts liegenlassen und nicht daran denken. Wir lernen bewusster zu sehen und wahrzunehmen. Beziehungen werden aufgefrischt oder vertieft.
Ich wünsche dir, dass du heute bewusst sehen kannst, um nicht nur die oberflächliche Welt zu leben.