In den vier letzten Bitten geht es um uns selbst und um die Nöte, die uns täglich in diesem armen, schwachen, zeitlichen Leben betreffen. Darum bitten wir zunächst, dass er uns heute unser tägliches Brot gebe. Das schließt alles ein, was wir zur Erhaltung unseres Lebens bedürfen: Nahrung, Gesundheit, gutes Wetter, Haus, Beruf, Frau, Kind, eine gute Obrigkeit, Friede und dazu noch Sicherheit vor Krankheit, Seuchen, Hungersnot, Krieg, Aufruhr und dergleichen. Danach bitten wir um Vergebung unserer Schuld und Undankbarkeit.
Gott ist der Geber alles Guten. Was wir in Schöpfung und Geschichte an „Gutem“ haben und genießen dürfen, kommt ausschließlich von Gott! Das Gute kommt von Gott, weil Gott die Liebe ist. Das Böse kommt von Menschen, durch die Sünde, und der sie benutzt, ist der Teufel, das Böse. Gott, der die Liebe ist, kann nichts Böses geben. Diese Aussage – dass das Böse nicht von Gott kommt – hat sich durch Christus Jesus bestätigt und in unzähligen Lebensläufen von Christen bewährt und bestätigt. Selbst was böse Mächte und böse Menschen uns antun, heilt Gott: „Das eine aber wissen wir: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. Dies gilt für alle, die Gott nach seinem Plan und Willen zum neuen Leben erwählt hat“ (Römer 8,28).
Das strahlende Licht seiner Herrlichkeit und gnädigen Güte wird nie schwächer. Seine Gnade ist beständig und wird nie dunkel. „Gott ist Licht, und gar keine Finsternis ist in ihm“ (1Jo 1,5). „Nein, ich, der Herr, ich habe mich nicht geändert“ (Mal 3,6). Dieser Vater der Lichter (Herr Zebaoth) bleibt in alle Ewigkeit derselbe. In ihm ist, wie Johannes sagt, „Licht und keine Finsternis“.
Gottes Barmherzigkeit hat kein Ende. Nichts kann seine Güte und seine Gutmütigkeit auslöschen. Vernunft scheint die Welt nicht zu regieren, Gottes Friede kann von uns nicht erreicht werden, es ist Seine Aufgabe. Weil wir Menschen nicht so barmherzig sind, wie Gott es will und fordert und wie Jesus Christus es uns ans Herz legt, kann ich mich nur auf seine Gnade verlassen, auf seinen Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Aus dieser Hingabe an Gottes Barmherzigkeit, an die Nachfolge Jesu und an die Kraft des Heiligen Geistes erwächst vielleicht auch die persönliche Kraft, so zu handeln, wie Jesus es in der Bergpredigt empfiehlt. Ob uns das weiterhilft? Die Antwort kann trotz allem nur im Wagnis des Glaubens liegen, im Glauben der geglaubt wird und im von Gott geschenkten Glauben, durch den geglaubt wird.
Gebet: Gott Vater im Himmel, du zeigst uns den Weg der hingebenden Liebe, aber wir sind diesen Weg der Liebe nicht gegangen. Du erwartest unser ganzes Vertrauen, aber wir werden dem nicht gerecht, wir versagen immer wieder und verweigern die Nachfolge. Du willst durch uns der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen, aber wir haben nicht mitgemacht. Vater, lass uns nicht länger leiden unter den Folgen unseres Versagens, sondern hab Erbarmen mit uns: Ja, ich glaube, hilf aber meineen Unglauben. Herr, erbarme dich. Sei uns gnädig um Jesu Christi willen und erneuere uns aus der Kraft deines Geistes. Herr, erbarme dich. Wir brauchen dich. Amen.