Immer häufiger ist in unserem Lande die Rede vom großen Baum-Sterben. Der saure Regen zerstört seit langem ganze Waldbestände und dies besonders in den Erholungsgebieten nahe der Ballungszentren. Die stark belastete und sträflich missbrauchte Natur wird für den Menschen hier an einem sehr empfindlichen Punkt getroffen: Das Baumsterben macht nachdenklich und berührt uns nachhaltig.
Das hat wohl damit zu tun, dass Bäume schon immer ein Sinnbild für unser eigenes Leben gewesen sind. Denn sie stehen da, mit ihren Wurzeln tief in der Erde verwachsen, jeder am festen Platz.
Bedeutungsvoll ist die Kulturgeschichte des Baumes: Den Griechen war er heilig. Unsere Vorfahren hielten unter ihm Gericht. In unserem Ort gibt es auch noch solch einen Baum.
Auch im Christentum hat er einen sinnbildlichen Platz: Als Zeichen der Hoffnung und des Lebens gilt der Christbaum, und auch das Kreuz ist immer wieder mit dem Baum des Lebens in Verbindung gebracht worden.
Im Gleichnis vom Senfkorn vergleicht Jesus das künftige Reich Gottes mit einem gewaltigen Baum und im Alten Testament wird der Fromme gepriesen als ein Mensch, der wie ein Baum ist, gepflanzt an den Wasserbächen und der seine Frucht bringt zu seiner Zeit.
Immer hat der Mensch Parallelen zwischen sich und dem Baum gesehen. Der besonders an einem Baum erkennbare Jahreskreislauf erinnert uns an unsere eigenen Jahreszeiten. So stehen auch wir wie Bäume da, den Stürmen des Lebens ausgesetzt. Wir erleben Sonne, Wind und 'sauren' Regen, schlagen unsere Wurzeln in die Tiefe und vermehren unsere Jahresringe. Die Menschen und die Bäume, sie gehören zusammen, und wenn der Mensch die Bäume am Leben hindert, zerstört er am Ende nicht nur sie, sondern sich selbst.