Am Berg Horeb musste Elija erkennen: Gott ist kein „Wetter-Gott“. Er zeigt seine Macht nicht im Sturm. Er droht nicht mit Erdbeben. Er straft nicht mit Feuerbränden. Die Bibel beschreibt diese Naturgewalten, und wir erschrecken darüber. Die Sprache Gottes aber ist anders.
Als Elija aufhörte zu reden, als er endlich anfing zu schweigen, hörte er plötzlich eine Stimme, die er noch nie im Leben gehört: die Stimme einer leisen Stille, einer ''vorüberschwebenden Stille''. Die Stimme der Stille, sie wird selten gehört, weil sie vom Lärm unserer Stimmen und unserer lauten Umwelt meist übertönt und erstickt wird.
Die Bibel berichtet „da ging der Herr vorüber“ - im Schweigen, in der hörbaren Stille. Und erst als Elija ganz bewusst diese Stille wahrnahm, erst dann war er in der Lage, Gottes Anrede zu vernehmen, erst dann hörte er plötzlich in dieser Stille eine Stimme, die ihm zurief: „Elija!“
Der Prophet darf erfahren: Gott ruft mich bei meinem Namen. Gott kennt mich, Gott liebt mich. Das gibt meinem Leben Sinn. Das macht stark in der Angst. Das überwindet sogar den Tod. Und wie der Prophet sind auch wir hier angesprochen, still zu werden und auf Gottes leise Stimme zu hören.
Als Elija die Stimme der Stille hört, hört er tief bewegt Gott. Und der stellt eine Frage an ihn: „Elija, was willst du hier?“ Ja, was willst du eigentlich? Eine Frage, die sicher nicht leicht zu beantworten war und ist. Eine Frage, der auch ich mich stellen muss heute und jeden Tag aufs Neue. Gott wartet auf mich - in der Stille. Was werde ich, was werden wir ihm antworten?
Von Benedikt von Nursia stammt das Wort: „Reden und Lehren kommt dem Meister zu. Schweigen und Hören ist Sache des Jüngers.“ Und so stehe ich hier vor Gott und bete:
Gott,
schenk mir den Mut zur Stille;
denn in der Stimme der Stille verbirgt sich deine Stimme.
Lass mich schweigen vor dir, dem schweigenden Gott.
Dann werde ich mit dem Herzen hören, was du mir sagen möchtest.
Rede du, Herr - ich höre.
Amen