Abram, oder Abraham, wie er später genannt wurde, wird ja gerne als der „Stammvater des Glaubens“ bezeichnet, und so stellt sich mir unwillkürlich die Frage: „Was heißt glauben?“ Und ausgehend von Abraham machte ich einige grundlegende Feststellungen, die mich und mein Glaubensleben direkt betreffen und auch verändert haben:
- Glauben heißt sich von Gott herausführen lassen aus der Nacht, aus dem Zweifel, aus der Resignation. Abraham lag in dem dunklen Zelt, es war Nacht. Auch in ihm. Gott hatte ihm und seiner Frau Sarah einen Sohn versprochen. Doch Abraham und Sarah waren inzwischen alt geworden und immer noch kinderlos und deshalb sah sah er keine Zukunft für sich. Aber Gott führte ihn heraus aus dem Zelt ins Freie, in die Weite und weitete seine Seele für den unendlich großen und weiten Gott. Der Glaube sagt: Gott, Du bist immer größer als mein Verstand. Denn ein begriffener Gott ist niemals ein Gott. Darum ruft Gott Abraham zu: Blicke zum Himmel hinauf, zähle die Sterne! Kannst du sie zählen? Und so zahlreich sollen deine Nachkommen werden.
- Glaube bedeutet Vertrauen zu haben. Auch wenn versprochene Dinge noch nicht eingetroffen sind - so wie bei Abraham. Ich glaube ja auch an Gott ohne das ich ihn sehe. Gott kann man nicht begreifen oder erklären. Der Glaube sagt dass Gott immer größer ist als mein Verstand es begreifen kann. Denn ein begriffener Gott ist niemals ein Gott. Darum ruft Gott Abraham zu: Blicke zum Himmel hinauf, zähle die Sterne! Kannst du sie zählen?
- Indem man glaubt bekommt man festen Stand. Denn Gott wird immer zu dir halten und an deiner Seite sein. Auch wenn du es gerade nicht spürst. Halte dich fest an Gott - vertraue IHM. Wenn du im Glauben fest stehst, wirst du ruhiger, gelassener, zuversichtlicher. Denn du weißt: Gott ist an meiner Seite. Und falle ich auch hin - so hilft Gott mir doch wieder auf. Auch wenn mir der Boden unter den Füßen wankt und zerspringt so weiß ich doch Gott ist bei mir und ER steht zu mir seinem geliebten Kind.
- Glauben heißt auch schweigen und auf Gott zu hören. Solange Abraham redete, hörte er nur sich selbst. Als er anfing zu schweigen, hörte er Gott reden. Und diese Erfahrung habe ich auch beim Beten gemacht: Ich dachte anfangs, beten bedeute, Gott alles zu erzählen, alles haarklein zu berichten – erst als ich still wurde und anfing zu schweigen und auf das zu hören, was Gott mir sagen wollte, konnte ich ihn hören.
- Und Glauben heißt auch empfangen von Gott. Die leeren Hände einfach Gott hinzuhalten, weil dieser Gott uns erfüllen und reich beschenken möchte mit allem was wir brauchen: mit seiner Kraft, mit seiner Liebe, mit seinem Segen, ja auch mit sich selbst. Nacht war es um Abraham und dunkel war es in Abraham. Aber Gott machte seine Finsternis hell und sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Abraham, du bist nicht allein. Auch in der finstersten Nacht leuchtet die Sonne. Sie ist immer da, wie auch ich, dein Herr und dein Gott.
Diese Verheissung an Abraham gilt auch mir. Und so münden meine Gedanken ein in den Lobpreis des großen Königs David:
Ich will Dich rühmen, Herr, meine Stärke, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht. In meiner Not rief ich zum Herrn. Er griff aus der Höhe herab und fasste mich. Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich. Mein Gott macht meine Finsternis hell. Du neigst Dich mir zu und machst mich groß. Du schaffst meinen Schritten weiten Raum. Darum will ich Dir danken, Herr, Deinem Namen singen (Ps 18).