Der Psalmist spricht vom finstern Tal. Wohl jeder kennt dieses Gefühl, sich in einem finsteren Tal, in auswegloser Situation zu befinden.Ich zumindest habe das schon manchmal in meinem Leben erlebt.
Eine Begebenheit aus meiner Zeit als Krankenhausseelsorger fällt mir dazu ein: Ein älterer, schwerkranker Mann las in der Bibel, als ich ihn besuchte. Und was las er gerade: Psalm 23. Und während wir uns über diesen Psalm unterhielten, blieben wir am Vers 4 hängen. Einen Satz von ihm werde ich wohl nie vergessen, denn er hat mich sehr beeindruckt. Er sagte zu mir: ''Ja, dieses finstere Tal, ich werde es wohl auch bald durchschreiten müssen. Aber ich weiss, der Herr ist bei mir. Ich bin mir sicher, ich muss diesen Weg nicht alleine gehen. Und wissen sie, Herr Pfarrer, deshalb habe ich auch keine Angst vor diesem Weg.''
Dieser Mann, er ist mir mit seinem Gottvertrauen und seinem Glauben seither ein unvergessliches Vorbild im Gedächtnis geblieben. Und ich ziehe aus diesem Gespräch von damals für mich die Gewissheit, daß der Herr auch für mich, für jeden Menschen durch dieses finstere Tal gegangen ist. Und weiß Gott, sein Weg war vielleicht noch schwerer und sein Tal noch finsterer, als es für mich wohl einmal sein wird.
In Stunden der Verlassenheit sich von Gott nicht verlassen zu fühlen, in Zeiten der schweren Not zu wissen, Gott ist bei mir, er trägt mich durch dieses finstere Tal - das erscheint mir besonders wichtig.
Ja, auch unser Herr Jesus Christus musste durch dieses finstere Tal gehen und er hat sich durchgekämpft im Glauben (vgl. Heb.12,2), und ist damit unser Retter geworden. Und weil er dieses finstere Tal durchschritten hat, wird er auch uns hindurch führen. Wir selbst sind es, die uns diesen Weg noch unnötig schwer machen, weil wir zuwenig auf Gott und seine Hilfe vertrauen, weil wir uns immer wieder einreden, dass wir es nicht schaffen werden, weil wir mutlos werden, weil wir glauben, Gott habe sich von uns abgewandt, uns alleine gelassen.
„Dein Stecken und Stab trösten mich,“ lesen wir; und in dieser Zuversicht können wir unseren Lebensweg ruhig und gestärkt hinter uns bringen, sei es ein noch so schwerer oder bitterer Wegesabschnitt, der vor uns liegt.
Wenn wir Ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen, nicht von unserer Seite weg schicken, wenn wir uns seiner Führung überlassen, uns von ihm schützen lassen, dann muss unser Leben gelingen. Dann werden wir alle Talstrecken und Tiefpunkte in unserem Leben meistern. Und dann werden wir auch dieses letzte finstere Tal an unserem Lebensende durchschreiten und eingehen in seine Herrlichkeit.