Ist es ihnen aufgefallen? Ohne es auszusprechen, erzählt Matthäus im obigen Text von unserem Heil. Joseph hatte alles vorbereitet. Er war ein frommer Mann und wollte keine Schande für sich und auch nicht für Maria. Es war ja schon Schande genug, dass Maria schwanger war - und zwar nicht von ihm, der sie ja noch gar nicht berühren durfte. Da musste Joseph nicht auch noch laut werden und schimpfen oder gar mit Fingern auf Maria zeigen. Heimlich wollte er fort. Heimlich wollte er sein Recht nutzen und Maria verlassen. Vermutlich hatte er mit niemandem darüber gesprochen, denn über solch eine Schande spricht man nicht. Als Joseph seine wenigen Habseligkeiten gepackt hatte und gerade gehen wollte, da war da dieser Engel: Dieser Engel hat Verständnis für Joseph. Er weiß, wie schwer es ist, Schande auszuhalten, für die man nichts kann. Im Schlaf empfängt Joseph die Information, dass er berufen ist, an der Heilsgeschichte. Gottes mit uns Menschen mitzuwirken. Und als er erwachte, gehorchte er den Worten des Engels. Nun spürt er, dass er die Lasten nicht mehr alleine tragen muss.
Die Engel Gottes befehlen nicht, sie beleuchten. Und indem sie beleuchten, erhoffen sie Gehorsam für das, was ich sehen lerne. Was Joseph erlebt, war kein Traum in dem Sinne, in dem wir den Kopf schütteln über so viele unserer Träume. Was Joseph erfährt, ist Erkenntnis. Auch wenn er vielleicht nicht versteht und noch lange nicht verstehen wird, was genau ihm und Maria geschieht, so bilden sich doch in seinem Traum Zusammenhänge, die er behutsam zu erkennen vermag. Es geht um das Heil, beginnt er zu erkennen.
Und was mich immer wieder fasziniert ist das, was auch in dieser Geschichte deutlich wird: Gott fragt, bevor er handelt. Er fragt, ob Joseph bereit ist, sich auf Gottes Plan einzulassen, er fragt, ob die Menschen mitspielen wollen, er fragt, ob WIR mitwirken wollen an seinem Heilshandeln.
SO beginnt Erlösung. Mit weniger Furcht. Mit Gehorsam. Als Joseph erwacht, steht sein Entschluss fest. Seine Aufgabe ist Bleiben, nicht Gehen, seine Aufgabe ist das Tragen, nicht das Fortlaufen. Es ist sein freier Wille, seine Braut zu stützen. auch wenn sich die Leute wohl nicht mit ihren Bemerkungen zurückgehalten haben.
Das Heilshandeln Gottes an uns - es braucht Menschen, Menschen, die auch dann ja zum Willen Gottes sagen, wenn ihnen dieser Wille zunächst nicht einsichtig erscheint. Matthäus erzählt von Joseph, als meinte er uns. Matthäus erzählt diese Geschichte so, dass klar ist: Zu Joseph gehören auch wir. In ihm lebt ein Zweifel und eine Unruhe, die vielen von uns vielleicht nur zu sehr vertraut ist. In ihm kämpft ein Wille, der auch ständig sein Gegenteil kennt.
Das Heilshandeln Gottes - so will Matthäus uns sagen – hat es nicht leicht, Menschen zu finden, die Ja sagen zum Willen Gottes – damals nicht und heute nicht. Oft stehen wir dem Heilshandeln Gottes mit unserem eigenen Willen im Weg. Oft verbauen wir Gott den Weg, obwohl wir ihn doch herbeisehnen. Vielleicht hören wir zu wenig auf die Stimmen, in denen Gott zu uns spricht.
Durch die Geschichte des Joseph bekommen wir eine Ahnung davon, wie sehr man dem Heil fortlaufen kann.
Auch heute noch schenkt Gott uns Zeiten und Begegnungen, in denen die Engel Gottes beleuchten, was gut für uns ist. Dazu brauchen wir aber viel Ruhe und viel mehr Stille.
Gott redet zu uns – jeden Tag und immer wieder. Um dieses Reden Gottes zu uns zu hören,um uns dieses Reden Gottes bewusst zu werden, brauchen wir Zeiten der Ruhe und der Stille, Zeiten, in denen wir sehen und hören, was die Engel uns im Auftrag Gottes sagen wollen. Ich wünsche uns allen immer wieder solche Zeiten der Ruhe und der Stille, damit Gott in uns zu Wort kommen kann. Amen.