3 Da führten die Gesetzeslehrer und Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte
4 und sagten zu Jesus: »Lehrer, diese Frau wurde ertappt, als sie gerade Ehebruch beging.
5 Im Gesetz schreibt Mose uns vor, dass eine solche Frau gesteinigt werden muss. Was sagst du dazu?«1
6 Mit dieser Frage wollten sie ihm eine Falle stellen, um ihn anklagen zu können. Aber Jesus bückte sich nur und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
7 Als sie nicht aufhörten zu fragen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: »Wer von euch noch nie eine Sünde begangen hat, soll den ersten Stein auf sie werfen!«
8 Dann bückte er sich wieder und schrieb auf die Erde.
9 Als sie das hörten, zog sich einer nach dem andern zurück; die Älteren gingen zuerst. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau, die immer noch dort stand.
10 Er richtete sich wieder auf und fragte sie: »Frau, wo sind sie geblieben? Ist keiner mehr da, um dich zu verurteilen?«
11 »Keiner, Herr«, antwortete sie. Da sagte Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht. Du kannst gehen; aber tu diese Sünde nicht mehr!«
(Johannes 8, 3-11 ''Gute Nachricht'')
„Wer von euch noch nie eine Sünde begangen hat, soll den ersten Stein auf sie werfen!“
Da sitzt sie nun, „die Sünderin“. Alleine mit Jesus sitzt sie da. Keiner ihrer Ankläger ist mehr hier geblieben. Sie haben sich zurückgezogen. Keiner warf den Stein auf sie. Wie wird sie sich fühlen in dieser Situation? Bedeutet der Rückzug der Ankläger jetzt „Freispruch“ oder geht das „Getuschel“ im Hintergrund weiter? Heißt das für die Frau nun „Willkommen!“ in ''unserer Gemeinschaft der Sünder“ oder bleibt sie dennoch „isoliert“ von der restlichen Gemeinde außen vor, gerade noch geduldet? Ist nur dabei oder mittendrin in der Gemeinschaft? Schwer zu sagen, was in den Köpfen der „Gesetzeslehrer“ und „Pharisäer“ vorgeht. Haben Sie sich selbst erkannt als Sünder, weil sie den Stein nicht geworfen haben oder ziehen sie sich aus Unverständnis zurück und lassen die Frau mit „ihrer Sünde“ allein?
„Frau, wo sind sie geblieben? Ist keiner mehr da, um dich zu verurteilen?“
Mich erstaunt es nicht, dass auch 2000 Jahre danach noch Menschen alleine gelassen werden. Auch heute noch kann man erleben, wie Menschen urteilen, beurteilen und verurteilen. Auch heute noch werden „die Sünder“ ausgegrenzt aus Gemeinden, nur weil deren Lebenseinstellung, weil ihr Verhalten nicht in „die Norm“ passt. Noch heute ergeht es „Sündern“ genau so wie dieser Frau. Sie dürfen vielleicht noch dabei sein, aber hineingenommen in die Gemeinde - ist das nicht zu viel verlangt? Wie sich diese Frau fühlt, kann vielleicht nur der verstehen, der Ähnliches erleben musste. Sie bleibt alleine zurück. Wieder einmal bleibt nur Jesus, so wie Jesus in vielen Begegnungen mit Menschen oft alleine geblieben ist. „Sündern“ hilft nur Jesus? Hoffen wir es nicht! Gerade jetzt in der Weihnachtszeit erscheint es mir als besonders traurig, wenn überall in den Kirchen dieses große Fest gefeiert wird, jeder sich auf Sternenglanz und Lichterfunkeln konzentriert. Erlebnisgeneration, Eventgesellschaft nennt man das wohl. Schade und überaus traurig, dass der unbeleuchtete Stall, die Schlichtheit der Einrichtung von damals nicht zum Nachdenken veranlasst, wie einsam Jesus geboren wurde. Wie Jesus von den „Sündern“ und der „niederen Gesellschaft“ entdeckt wurde, stellvertretend durch die Hirten vom Feld dargestellt. Wenn der Glanz der Lichter nur uns bescheint, wir aber nicht in uns leuchten, dann tut es mir leid um jeden Sünder, der diese Tage alleine mit sich selbst verbringen muss. Gott sei Dank, es bleibt ihm Jesus!
Gesegnete (Nach-)Weihnachtszeit!