Du sollst keine andern Götter haben neben mir, heißt es am Beginn der Zehn Gebote. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs beansprucht Ausschließlichkeit. Wenn ein Mensch mit dem andern einen Bund schließt dann hat darin kein anderer Platz. Eine Ehe zu dritt zum Beispiel ist nur unter den allergrößten Spannungen und allergrößten Entsagungen möglich und hält nicht lange. Eine Beziehung, die auf Echtheit, Tiefe und Authentizität gegründet ist, kann man nur mit EINEM Menschen aufrecht erhalten.
Gott beansprucht Ausschließlichkeit. Diese Ausschließlichkeit hängt mit der Intensität der Beziehung zusammen. Gott will den Menschen ganz, weil er sich dem Menschen auch selber ganz und gar offenbart.
''Du sollst keine anderen Götter neben mir haben'', sagt Jahwe. Woher nehmen wir Menschen eigentlich die Erlaubnis, die Sache mit Gott als eine Sache unserer Beliebigkeit zu behandeln? Gott sagt ganz klar, dass es außer ihm keinen Gott gibt und dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sich in Jesus Christus offenbart, der einzige Gott ist.
Diese Ausschließlichkeit will nun aber nicht einfach nur stur behauptet, sondern auch gelebt sein. Es geht hier um eine lebendige Beziehung, die sich zwischen Gott und seinem Volk anbahnt. Der lebendige Gott will mit seinem Volk zu tun haben, will dass das Volk zuhört, wenn er spricht, will dass das Volk gehorcht, wenn er seinen Willen offenbart.
Ja, mein Gott beansprucht mich ganz und gar! Er will mit mir, der ich von Haus aus Sünder bin und ihm, dem lebendigen Gott, permanent den Rücken zukehre, zu tun haben, er will mit mir einen Bund schließen! Ja, so dämmert es mir langsam, dieser Bundesschluss Gottes mit dem Volk Israel am Sinai und mit mir hier und jetzt, der hat es in sich. Der allmächtige Gott gibt seinen Willen zu erkennen und will, dass ich ihn erfülle. Gott offenbart sich nicht bloß als Retter und Befreier, sondern auch als fordernder Gott. Das Miteinander von Gott und Mensch soll fest geordnet sein. Gott liebt mich sündigen Menschen und will, dass ich mich ihm unterstelle, und zwar konsequent und bedingungslos. Gottes Wort ist nicht bloß Zusage von Rettung und Heil, sondern Gottes Wort sagt auch, was ich zu tun und zu lassen habe! Und hier trifft mich dieser Anspruch Gottes an einem wunden Punkt: Ich als moderner, aufgeklärter, freier und selbstbestimmter Mensch soll mir von jemand anderem sagen lassen, was Sache ist?
Ich bin versucht einwenden: Ja, das war so im Alten Testament! Im Neuen ist ja alles anders! Aber das ist ein Irrtum. Jesus selber hat seine Bergpredigt durchaus als eine Art Gesetzbuch des Neuen Volkes Gottes formuliert. Und darin stehen Sätze wie dieser: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Und dann legt Jesus die Zehn Gebote aus. Aber so scharf, dass einem jeden, der sich damit beruhigen will, keinen umgebracht zu haben, jegliches Wort der Selbstrechtfertigung auf den Lippen ersterben muss. Und er legt beispielsweise das sechste Gebot so aus, dass nicht erst der vollzogene Ehebruch, sondern schon all die Vorformen unter Strafe stehen, die doch jeder für unbedenklich hält.
Und jetzt bin ich gefragt, mein Leben zu überdenken, zu hinterfragen, darüber nachzusinnen, ob ich mich zu Recht Christ nenne, oder ob ich nicht auch allen Grund hätte an meiner Gottesbeziehung zu arbeiten. Jetzt bin ich gefragt, mein Verhältnis zu Gott in Ordnung zu bringen, Gottes Willen wieder an die erste Stelle zu setzen, meinen Egoismus hintanzustellen – und das ist eine immens schwere, aber auch eine lohnenswerte Arbeit.