Im allgemeinen hat das Wort ''Kritik'' einen üblen Beigeschmack. Wir denken dabei an Leute, die an allem und an jedem etwas auszusetzen, zu nörgeln, zu bemängeln, eben etwas zu kritisieren haben. Das nervt uns gewaltig. Vor allem wenn sie Kritik mit Sarkasmus verwechseln. Solche Menschen sehen wir meist als üble Gesellen, Maulhelden und ahnungslose Theoretiker an. Gewiß nicht als demütige, bescheidene Personen, denen man abnimmt, was sie zu sagen haben. Als Christen sollten wir in Sachen Kritik behutsamer und zurückhaltender sein - auch wenn es manchmal schwerfällt. Etwas anderes ist es, wenn wir alles, was in diesem Leben an uns herantritt, prüfen, ob es vor Gott wohlgefällig ist. Hier hat prüfende Kritik sicher seinen Platz und seine Berechtigung. Es ist auffallend, dass das Wort ''Kritiker'' im Neuen Testament nur einmal vorkommt. Es ist zwar mit ''Beurteiler'' übersetzt, heißt im Griechischen aber ''kritikos'', wovon das deutsche Wort ''Kritiker'' abgeleitet ist. Wir finden es in Hebräer 4,12: ''Denn das Wort Gottes ist ... ein Beurteiler (kritikos) der Gedanken und Überlegungen des Herzens.'' Auf Menschen wird dies im Neuen Testament nicht angewandt, obwohl die Leute dort so viel zu kritisieren hatten. Gott selbst hat sich also das Recht der Kritik vorbehalten, und das sollte uns dahin leiten, im kritisieren vorsichtiger zu sein. Sicherlich auch darum, weil wir nur das Äußere sehen und uns darauf dann eine Meinung bilden, Gott aber sieht das Herz an (1. Samuel 16,7). Worauf ein Mensch sieht, darauf sieht Gott nicht! Kritik ist also gewissermaßen so etwas wie die Kunst der Beurteilung. Wir Menschen unterscheiden in positive, negative, konstruktive, destruktive und in Selbstkritik. Und da gehen dann ja auch die Meinungen meist auseinander.
Was für den einen konstruktive Kritik ist, mag für den anderen reine Bosheit und Willkür sein. Mißverständnisse sind vorprogrammiert und die Diskussionen würden vermutlich nie ein Ende finden, wenn nicht irgendeiner dann entscheidet, wie etwas zu bewerten ist. Letztlich hat nur Gott den Überblick und weiß sehr wohl Dinge und Menschen und Situationen einzuschätzen - und zwar für jeden einzelnen Menschen. Gottes Gedanken sind größer: ''Den Allmächtigen erreichen wir nicht, der so groß ist an Kraft und reich an Gerechtigkeit. Das Recht beugt er nicht'' (Hiob 37,23). ER hat ja die Realität geschaffen und ist selbst der Wahrhaftige (1. Johannes 5,20). Wir Menschen beschönigen leider öfters so manche Dinge oder übertreiben maßlos mit Kritik weil wir manches zu unseren Gunsten manipulieren wollen. Im persönlichen Gebet können wir darum bitten, daß Gott uns hilft und die Dinge gerade rückt, die wir an anderen oder an uns selbst nicht richtig sehen. Wir sind alle Begnadigte - das sollten wir bei aller Kritik (die auch berechtigt sein kann) niemals vergessen. Andere nun vor Gericht zu zerren (im wirklichen und übertragenen Sinne) und die Möglichkeit außer acht zu lassen, selbst verurteilt werden zu können, ist selbstgerecht und hochmütig. Der Richter ist Jesus Christus - Er erforscht unsere Herzen und prüft unsere Nieren (Psalm 7,10). Aber das sollten wir nicht alles unbeteiligt nur Gott überlassen, sondern auch selbstkritisch dazu fähig sein, sich um der eigenen Erlösung, Annahme und Vergebung willen, anderen Menschen (Christen) gegenüber barmherzig zeigen zu wollen. Wenn wir dies aufrichtig wollen, wird Gott uns auch Kraft und Einstellung dazu schenken.