Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, Es kann uns modernen Menschen gar nicht schnell genug gehen. Die Devise heute heißt: schnell, schneller und immer noch schneller. Es geht uns nur noch um das Heute, kaum noch um das Morgen, und schon gar nicht um das Übermorgen oder um das, was am Ende herauskommt und für immer bleibt. Um solche in der fernen Zukunft liegenden Dinge kümmern wir uns erst recht nicht.
Ostern aber gibt uns Christen die Zuversicht: wir können nicht untergehen, nicht einmal im Tod, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist und wir in ihm und mit ihm mit auferstanden sind. Ostern gibt uns die Hoffung, die über alles Greifbare hinausgeht und in die Ewigkeit mit Christus beim Vater trägt.
In jedem von uns lebt eine Sehnsucht nach Ewigkeit. Wir wollen nicht vergehen, sondern weiterleben. Die einen wollen in ihren Werken weiterleben, andere in ihren Ideen, Eltern in ihren Kindern; und seit der Welt das geklonte Schaf Dolly vorgeführt wurde, gibt es auch Leute, die sich klonen lassen wollen, um in ihrer Erbmasse fortzuleben. Das aber hat mit der Auferstehung Jesu und unserer Auferstehung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Wenn wir in Christus auferstehen, wird nämlich nicht ''etwas von uns'' weiterleben, sondern ''wir selbst'' werden in personaler Identität weiterleben, und zwar hineinverwandelt in die österliche Herrlichkeit des auferstandenen Herrn.
Das ist es, was Ostern, was Auferstehung und Auferweckt werden bedeutet, das ist unsere Osterhoffnung. Und solche Hoffnung brauchen wir auch, damit wir in der spirituellen Wüste, in der wir leben, nicht verhungern und verdursten. Denn vom Konsum und vom Genießen allein kann kein Mensch leben. ''Der Mensch lebt nicht vom Brot allein'', sagt Jesus, und er hat Recht: Wir brauchen mehr zum Leben, wir brauchen genau diesen Horizont der Ewigkeit, der uns an Ostern aufgerissen wurde und unserem Leben einen bleibenden Sinn gibt. Nicht nur der Stein am Grab wurde weggewälzt, auch der Stein am Tor der Ewigkeit.
Diese österliche Hoffnung brauchen wir, um in einer Welt bestehen zu können, in der die Kräfte des Todes am Werk sind. Unsere Welt sieht ja nun wirklich nicht nach Ostern aus. In dem Land, in dem Jesus gekreuzigt und von den Toten auferweckt wurde, fliegen Steine und jagen Schüsse durch die Straßen. Oder denken wir an den tödlichen Hass in afrikanischen und arabischen Ländern. Da regiert mehr der Tod als das Leben. Aber auch bei uns sind die Kräfte des Todes spürbar, die sich schon an den Kindern, deren Lebensknospe sich erst behutsam öffnen will auswirken. Da werden auch weiterhin Kinder im Schoß der Mutter getötet, misshandelt und getötet. Da werden Menschen ermordet, menschenunwürdig behandelt, kaputt gemacht.
Ja, die Mächte des Todes sind mächtig, ja, so will es mir scheinen, übermächtig, aber ich bin mir dennoch sicher: sie werden nicht das letzte Wort haben. Das letzte Wort wird das Leben haben, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist und wir zusammen mit der Welt an seiner Auferstehung teilhaben dürfen. So sagt Werner Bergengruen in einem Gedicht:
Selig, selig, die da glauben
selig, denn sie werden sehn.
Einst wird sich das Kreuz belauben
und die Schöpfung auferstehn.
Das wird dann der endgültige Sieg des Lebens sein, der an Ostern mit der Auferstehung Jesu Christi bereits begonnen hat. Das Reich Gottes ist schon anfangshaft angebrochen, die Entscheidung für das Leben bereits gefallen. Öffnen wir unsere Augen und unsere Herzen diesem Lichtstrahl der Gnade, welcher vom auferstandenen Herrn her auf uns trifft, damit wir Osteraugen bekommen, damit wir Jesus im Glauben schauen sowie uns selbst und die Welt im Licht seiner Auferstehung. So können wir freudig in den öster-lichen Jubelruf Maria Magdalenas mit einstimmen: ''Ich habe den Herrn gesehen!''