Ein aus dem Gefängnis entlassener russischer Christ schrieb in einem Brief:
»Meine äußerliche Erscheinung ist nicht ansprechend. Wie ein Sklave arbeitete ich in dem Arbeitslager unter der Erde. Durch einen Unfall blieb mein Rücken gekrümmt. Ein kleiner Junge starrte mich einmal an und fragte: Onkel, was trägst du auf dem Rücken? Obwohl ich dachte, der Kleine würde sich über mich lustig machen, entgegnete ich: Einen Buckel. Nein, sagte das Kind, Gott ist die Liebe, und ER kann keine Mißgestalten machen.
Du hast keinen Buckel — du hast eine Kiste zwischen deinen Schultern. In dieser Kiste sind Engelsflügel verborgen. Eines Tages wird sich die Kiste öffnen, und du wirst mit diesen Flügeln in den Himmel fliegen. Da begann ich zu weinen — vor Freude. Auch jetzt, da ich das schreibe, muß ich vor Freude weinen.« Jeder Mensch hat irgendeinen »Buckel«, irgendeine körperliche oder seelische Not, etwas, das ihn von allen andern Menschen unterscheidet.
Aber als Nachteil erscheinen uns diese Dinge nur, wenn wir sie aus der Perspektive unseres vergänglichen, irdischen Lebens betrachten. Denn jetzt sehen wir alles »nur stückweise« (1. Kor. 13,12). Und deshalb erscheinen uns unsere Leiden und unser ganzes Leben so oft sinnlos. Gott hat es zugelassen, daß dieser Mensch einen Buckel hat, jener irgendeine Krankheit; ein anderer leidet unter Armut oder Gefangenschaft, trägt Leid
oder Kummer.
Aber wir wollen uns nicht auf den üblichen menschlichen Standpunkt stellen und solche Dinge als Katastrophen ansehen. Wir wollen vielmehr alle diese Dinge aus dem Blickwinkel des geisterfüllten russischen Kindes betrachten: Unsere Sorgenkisten verbergen Flügel, die uns eine Hilfe sein sollen auf unserem Weg in den Himmel!
Richard Wurmbrand