Der Leviathan ist vordergründig ein mythologisches Seeungeheuer, aber hintergründig ein Symbol für chaotische, menschenfeindliche Zerstörungsgewalt. Hier geht es wirklich um ein gewaltiges Tier, daß gelebt hat (in der kanaanitischen Literatur, wird er als ''siebenköpfiger Seedrache'' beschrieben). Also etwas, vor dem man sich als Mensch nur fürchten kann. Aber die Erkenntnis und Botschaft die dahinter steckt ist, daß wir denjenigen, der dieses Untier erschaffen hat, mehr fürchten sollten als sein Werk. Das tat Hiob nicht. Kein Mensch in der Bibel wagte es, Gott mit so viel Bitterkeit und Vermessenheit anzuklagen, wie Hiob es tat. Hiob hatte Gott vorgeworfen, dass er mit zynischer Gleichgültigkeit diese Welt in ein heilloses Durcheinander versinken lässt. Er haderte mit dem Schöpfer. Gott spricht im Buch Hiob, wie er den Kräften der Erde seine Grenzen setzt und alles kontrolliert und festsetzt und das Chaos bändigt. Dazu gehört auch die Beschreibung des Leviatan. Der HERR fragt Hiob provozierend ob er den Leviatan bändigen kann? Dieser wird auch im Psalm 74, 12-14 erwähnt und auch hier geht es um die schöpferische Kraft Gottes, die das Chaotische überwältigt. Dort heisst es: ''Gott ist ja mein König von alters her, der alle Hilfe tut, die auf Erden geschieht. Du hast das Meer gespalten durch deine Kraft, zerschmettert die Köpfe der Drachen im Meer. Du hast dem Leviatan die Köpfe zerschlagen und ihn zum Fraß gegeben dem wilden Getier''. Gott tat es! Der Allmächtige spricht mit Hiob aus dem ''Wettersturm'', also direkt aus dem Chaos, was uns sagen will, daß Gott der HERR ist über alles Verwirrende, Unverständliche, Aufbrausende und Angstmachende. Mit anderen Worten: Gott zeigt sich als Herrscher und Schöpfer auch dort, wo der Mensch nur Sinnlosigkeit, Angst und Chaos sehen kann.
In Bezug auf das lebendig gewordene Ungeheuer bedeutet es, den Leviatan zu bändigen (ihn zu ''angeln'') so viel wie, daß wir uns an den eigenen Haaren aus dem Sündensumpf heraus ziehen könnten. Das ist Hochmut und das Gegenteil von Gottesfurcht und eine anmaßende Verkennung der Tatsachen. Gott fordert Hiob heraus, den Leviatan doch zu ''umschmeicheln'' oder ihm ein Seil durch die Nase zu ziehen. Diesen ''Kampf'' wird er nie vergessen. Es ist also so, daß Gott es manchmal zulässt, daß wir uns in unserer Selbstüberschätzung und in unserer ''großen Klappe'' bewähren dürfen - um die Sinnlosigkeit und Arroganz unseres Kampfes einzusehen. Wir könnten den Leviatan noch nicht einmal anschauen ohne mit schlotternden Knien die Flucht zu ergreifen oder starr vor Angst im Boden zu versinken. Die Botschaft lautet: Wir dürfen Gott vertrauen. ER wird alles zum guten Ende bringen, nicht nur in der Welt, sondern auch bei uns persönlich, egal wie die Umstände auch sind. Gott ist nicht nur der Schöpfer, sondern auch der HERR! Also derjenige, der Grenzen setzt, in allem einen Anfang und ein Ende bestimmen kann und wird. Der Dinge weg nimmt und gibt. So wie letztlich auch bei Hiob, der am Ende sagen musste: ''Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. »So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!« Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche'' (Hiob 42, 2-6).