Wem kommt dieser Spruch oben nicht bekannt vor? Auch wenn man die Bibel nicht kennt, weckt dieser Satz doch auch Erinnerungen an altbekanntes. Zum einen ähnelt er dem bekannten Sprichwort: ''Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.'' Zum anderen hat er auch gewisse Ähnlichkeiten mit dem sogenannten kategorischen Imperativ des Philosophen Immanuel Kant, der in seinem ''Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft'' schrieb: ''Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.''
Inhaltlich sagen diese drei Sätze zumindest etwas ähnliches aus. Es geht darum, seine eigene Handlungsweise zu überdenken, ob diese so ist, wie man auch selbst behandelt werden will.
Alle drei Sätze sind eine Aufforderung zu einem bestimmten Handeln. Doch nur der Satz in der Bibel hat auch einen Vollmächtigen, der ihn ausspricht. Das Sprichwort und Kants Imperativ stehen mit ihrer Aufforderung im leeren Raum. Wer will mir hier etwas sagen?
Und noch ein weiterer großer Unterschied besteht zwischen dem Sprichwort und dem Bibelvers: Während das Sprichwort nur dazu auffordert, etwas zu unterlassen, spricht Gott eindeutig von aktiven Taten. Wir sollen nicht nur etwas unterlassen, wir sollen selbst aktiv werden und handeln!
Doch wenn ich hinter solch einem Satz niemanden habe, der ihn vollmächtig ausspricht, warum sollte ich mich dann daran halten? Ist es nicht viel schöner für mich, wenn alles einfach nach meinem Willen geht? Wer sollte mich daran hindern, den anderen schlecht zu behandeln?
In der Bibel steht Gott hinter der Aussage. Jesus spricht sie zu uns im Rahmen der Bergpredigt. Gott selbst beurteilt uns nach dem, wie wir handeln. In seinem Urteil hält er uns unseren eigenen Spiegel vor. Wenn wir an anderen Menschen nicht nach den göttlichen Maßstäben handeln, wie können wir dann von ihnen, geschweige denn von Gott erwarten, dass er so an uns handelt?
Gott, der uns vorbehaltlos liebt, steht selbst weit über diesem Satz. Auch wenn wir ihn oft enttäuschen liebt er uns doch vorbehaltlos. Das ist die Perfektion dieser Regel: Nicht nur an denen so handeln, die uns auch gut behandeln, sondern gerade auch bei denen, die uns Schlechtes tun, so wie wir in Röm 12,20 lesen: ''Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22).''
Und wie handelst du heute?
Ich wünsche dir noch einen gesegneten Tag