Wer einen einseitigen Charakter hat, kann kaum nachvollziehen von was Paulus hier schreibt und was er damit ausdrücken will. Ich glaube kaum jemand, der sich Christ nennt, hat im Laufe seines Lebens so viele intensive und emotionale Erlebnisse und Erfahrungen durchlebt, wie der Pharisäer und spätere Apostel Paulus. Es wäre aus menschlicher Sicht völlig verständlich, wenn er an dem was er mitmachen musste, irgendwie einen psychischen Schaden erlitten hätte. Er hat Menschen sterben sehen, wurde blind, wurde gehasst und verachtet, wurde geschlagen, gesteinigt, verfolgt, gefoltert und ins Gefängnis gesteckt (2. Korinther 12, 24-27). Er wurde auch vermutlich als Märtyrrer in Rom grausam hingerichtet. Das war definitiv kein schönes Leben nach menschlichem Ermessen und auf so manches ''Abenteuer'' hätte Paulus sicherlich gerne verzichtet. Auf anderes musste und wollte er verzichten (zum Beispiel auf eine Frau). In all dem stand er aber unter dem Schutz Gottes und wurde in seiner Berufung und seinem praktischen Dienst bewährt und geführt (2. Korinther 6, 1-10). Er hat sich als Mensch nicht zum Schlechteren sondern zum Besseren verändert und er wurde nicht hochmütig sondern demütig. Paulus wurde innerlich gesund und nicht krank. Er durfte Gott ehren mit seinem Leben und Sterben. Paulus ließ sich nicht von den Umständen in denen er lebte in seiner Aufgabe ablenken und beeinflussen. Er hatte sicherlich auch mit seinen Gefühlen zu kämpfen, aber er hat sich nicht zu deren Sklave gemacht. Und Paulus Leben war in vielerlei Hinsicht ein Wellental der Emotionen. Hätte er immer nur auf seine Gefühle und auf die Signale seines Fleisches gehört (seinen Instinkten und seinem ''Bauchgefühl'') dann wäre er viele Wege nicht gegangen und hätte vieles unausgesprochen gelassen.
Man kann sich in seinem Leben tatsächlich von seinen eigenen Gefühlen regelrecht terrorisieren lassen. Daran kann man dann wirklich körperlich und psychisch kaputt gehen. Gefühle sind bestimmt nicht verkehrt, aber wie wir damit umgehen ist eine wichtige Lektion die wir lernen müssen. Jeder Tag hat auch in der Hinsicht seine eigene Plage (Matthäus 6,34). Das fängt schon damit an, mit welchen Gefühlen man morgens aus dem Bett steigt. Wir sollen und dürfen unseren Blick auf Jesus richten. Das geht gedanklich, geistlich und geistig und auch körperlich indem wir zum Beispiel die Bibel aufschlagen und unsere Augen aufmachen. Im Gebet können wir jederzeit allen Frust, allen Ärger, jedes Gefühlschaos und alle Schuld vor Gott bringen (Matthäus 11, 28-29). Wir müssen uns damit nicht selbst herumschlagen - das würde uns mit der Zeit wirklich krank machen. Gottes Frieden übersteigt alle Gefühle und macht uns innerlich ruhig und schenkt uns selbst im größten Durcheinander (innerlich wie äußerlich) so etwas wie Geborgenheit und Stille. An dem was Gott uns gibt, dürfen wir uns erfreuen und es genießen. Und was er uns zumutet und auf was wir verzichten müssen, daß muss uns keine Angst machen. Alles hat seinen Sinn. Kein Umstand ist größer als Gott und kein Gefühl gerät außer Kontrolle wo Gottes Gnade und Liebe geglaubt und gesucht wird - jeden Tag und jede Nacht! Gott ist treu! :-)