Jesus stellte keinen Verhaltenskodex auf, damit die Christen sich krampfhaft gegen ihre eigene Natur und Veranlagungen stellen. Wir können uns nie in den Stand versetzen, vor Gott so dazustehen und so rein zu sein in unserem Verhalten, wie es SEINER Herrlichkeit entspricht. Der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach (Matthäus 26,41). Allein was Gott durch seinen Sohn Jesus Christus in uns eingepflanzt hat - die Veranlagung Jesu - ist überhaupt fähig sich an Gottes Maßstäben zu orientieren. Nicht der alte Mensch kann fromm leben, sondern nur der neue Mensch. Entsprechend steht in Römer 8, 8-14: „Die aber, die im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Ist aber Christus in euch, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen. Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes. So sind wir nun, Brüder, nicht dem Fleisch Schuldner, um nach dem Fleisch zu leben; denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben. Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes“. Unter einer Veranlagung versteht man meine Einstellung, meine Motive, meine Träume, mein Innerstes und meine Sehnsucht nach Wahrheit, Klarheit und echter Liebe. Wir werden also nicht dadurch rein, indem wir uns äußerlich an Gesetze und bestimmte Verhaltensnormen halten, aber in unserer inneren Einstellung eher unbeteiligt und gleichgültig sind.
Wäre es so, ist unsere Gerechtigkeit nicht besser, als die der heuchlerischen Pharisäer und Schriftgelehrten (Matthäus 5,20). Was Jesus uns lehrte, sind absolute Wahrheiten, die auch nur unsere neuen, geschenkten Veranlagungen ansprechen und inspirieren können - darum waren sie den Pharisäern auch suspekt und ein Dorn im Auge. In Matthäus 23, 24-28 tadelte Jesus sie scharf: „Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke aussiebt, das Kamel aber verschluckt! Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, inwendig aber sind sie voller Raub und Unenthaltsamkeit. Blinder Pharisäer! Reinige zuerst das Inwendige des Bechers, damit auch sein Auswendiges rein werde. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr gleicht übertünchten Gräbern, die von außen zwar schön scheinen, inwendig aber voll von Totengebeinen und aller Unreinheit sind. So scheint auch ihr von außen zwar gerecht vor den Menschen, von innen aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit“. Ihre Veranlagungen waren von Grund auf weltlich, egoistisch, selbstgerecht und hatten mit der Gesinnung Jesu und Gottes überhaupt nichts zu tun. Sie sahen das natürlich völlig anders, und darum waren sie auch Heuchler. Wäre es anders gewesen, hätten sie in Jesus einen Gleichgesinnten, ein Vorbild und einen Bruder gesehen und nicht ein Feindbild.
Fortsetzung morgen...