Vergebung ohne Wenn und Aber? -|- Andacht von Prädikant Bernhard Beck (Daily-Message-Archiv, 17. Nov 2017)

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Andacht Archiv-Nr. 5534

für den 17. Nov 2017 - Autor:

Vergebung ohne Wenn und Aber?

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Matthäus 6,12 *©*
 

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Vergebung scheint ja eine Angelegenheit zu sein, zu der Christen verpflichtet sind – und zwar unabhängig davon, wer ihnen – wie auch immer – Unrecht, Leid und Böses angetan und zugefügt hat. Denn Jesus hat ja seine Nachfolger gelehrt: Vergib uns unsere Schuld; auch wir vergeben jedem, der an uns schuldig geworden ist!

Das ist aber nicht alles, was Jesus zum Thema „Vergebung“ zu sagen hat. Jesus hat keineswegs gelehrt, bedingungslos zu vergeben. Ich behaupte: Als Christen sind wir nicht verpflichtet, ohne Wenn und Aber zu vergeben. Keineswegs. Warum ich das so sage, fragen Sie? Nun: Gott vergibt uns unsere Schuld und Sünden auch nicht bedingungslos. Wenn ich das Evangelium richtig verstanden habe, dann vergibt mir Gott meine Schuld grundsätzlich nur in Jesus Christus. Durch sein Leiden und Sterben, durch seinen Tod am Kreuz von Golgatha, ist er die Sühne für unsere Sünden geworden. Ohne Jesus Christus und an Jesus vorbei gibt es bei Gott keine Vergebung der Sünden. Und so vergibt mir Gott nur dann, wenn ich ihm meine Sünden auch bekenne, sie konkret eingestehe und beim Namen nenne – und soweit möglich, das geschehene Unrecht meines Lebens wieder in Ordnung bringe. Im 1. Johannesbrief sagt uns Gottes Wort: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben“ (1Joh 1,9).

Im Vaterunser heißt es: ''und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern'' Aber wie soll man das anstellen? Menschen zu vergeben ist nicht leicht. Ich glaube nicht, dass man seinem Vergewaltiger oder Mörder, wie Marcel Heße, der 19 jährige Doppelmörder, der in März diesen Jahres zwei Menschen wegen Mordlust mit 120 Messerstichen getötet haben soll, vergeben kann, es sei denn, es wird von Gott echt geschenkt. Ich glaube nicht, dass die Mütter im Stande sind diesen Mörder zu vergeben, denn er hat ihnen das liebste genommen. Ich selbst wurde schon zweimal Opfer einer schwerwiegenden Verleumdung: ich wurde einer schweren Straftat bezichtigt. Der Kontakt zu dieser Person ist abgebrochen. Die Freundschaft und die geschwisterliche Beziehung zu diesem Menschen scheinen für immer zerstört zu sein. Es ist schwer, diesen Menschen zu vergeben, zumal keine Einsicht und Reue zu sehen ist. Ich denke, es gibt Situationen und Grenzen im Leben, wo eine Vergebung kaum oder nicht mehr möglich ist.

Was ist Vergebung? Das Vergeben darf nicht mit dem Vergessen verwechselt werden. Vergebung hat nichts mit vergessen zu tun. Viele meinen, wer vergibt muss auch vergessen. Diese Annahme ist falsch. Vergeben ist genau das, was getan werden muss, wenn wir nicht vergessen können. Vergebung bedeutet loszulassen, weil es einen Neubeginn schafft. Vergebung nimmt uns nicht immer den Schmerz. Es macht die Verletzung nicht ungeschehen. Es verhindert einfach, dass sie einem Neubeginn im Wege steht. Vergeben heißt sich erinnern und dennoch vergeben.

Vergebung bedeutet nicht dasselbe wie „etwas entschuldigen“. Vergebung darf nicht mit Nachsicht verwechselt werden. Vergebung bedeutet auch nicht, ein Fehlverhalten zu tolerieren. Vergebung ist nicht gleich Versöhnung. Zur Versöhnung gehören immer zwei. Zur Vergebung nicht. Vergeben kann ich auch dann, wenn mein Mitmensch nicht zur Versöhnung bereit ist (oder das vielleicht auch gar nicht mehr kann, weil er bereits verstorben ist). Vergebung heißt, mit der Person, die uns Schmerzen zugefügt hat, einen neuen Anfang zu wagen und es noch einmal von vorn zu versuchen. Wir beginnen dort, wo wir uns gerade befinden. Manchmal können wir nur in Anwesenheit vergeben, indem wir unseren Groll und unseren Unmut loslassen, mit dem freien Geist in unserem Inneren von vorn beginnen und den, der uns verletzt hat, Gott überlassen. Vergebung durch Gott erlangen wir Freiheit. Und wenn wir vergeben, sind wir frei. Wir sind frei, einen Neubeginn zu wagen und erkennen somit in unserem tiefsten Herzen, dass das Leben auch dann wieder gut sein kann, wenn durch die Schuld eines anderen alles unsagbar falsch gelaufen ist.

Wer am anderen schuldig geworden ist – sei es mit Worten oder Taten – der ist vor Gott verpflichtet, die gestörte oder sogar zerstörte Beziehung zu seinem Nächsten zu bereinigen: Geh hin und söhne dich mit dem aus, der etwas gegen dich hat (eben weil du durch dein Reden und Tun an ihm schuldig geworden bist). Jesus sagt das. Wer durch sein Reden oder Tun an Menschen schuldig geworden ist, darf dieses Unrecht nicht einfach zwischen sich und dem Nächsten stehen lassen. Er hat die um Vergebung zu bitten, an denen er schuldig geworden ist.

Wichtig ist, dass wir vergebungsbereit bleiben, aber alle Gefühle und Empfindungen des Grolls, der Bitterkeit, des Hasses und der Vergeltung immer wieder (neu) an Gott abgeben, sobald sie wieder in unserem Herzen aufsteigen und sich unserer bemächtigen wollen. Amen.

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