Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht.
So unerbittlich auch sonst der Kalender mit seinen Terminen unser Leben bestimmt, so wenig Verlass ist erfahrungsgemäß auf ihn, wenn er uns für den Frühlingsanfang ankündigt.
Wenn die Schneeglöckchen zwischen den glasigen Resten des tauenden Schnees ihre zierlichen Köpfchen aus der Erde recken, dann macht mich das froh in der Vorahnung des kommenden Wunders, mit dem die zu neuem Leben erwachende Natur sich anschickt und sich der Farbenreichtum ausbreitet.
Wunder? Manche Menschen lässt das ungerührt. Manches Kind sieht die Schönheit eher als ein Erwachsener. Für uns Erwachsene ist das jedes Jahr immer wieder neu so. Wie sehr haben wir in unserer beängstigend versachlichten Welt schon verlernt, die stillen und geheimnisvollen Wunder des Lebens noch wahrzunehmen.
Nur die aufdringlichen Geschehnisse, Sensationen und Rekorde vermögen noch Aufmerksamkeit zu erwecken. ''Wie wenig Lärm machen die wirklichen Wunder'' schreibt Antoine de Saint-Exupery.
Es gibt vielerlei Weisen und Zeichen, mit denen Gott sich den Menschen verständlich macht: Die Vögel des Himmels und die Lilien auf dem Felde sind für Jesus solche Zeichen, die uns die liebende Sorge Gottes um seine Schöpfung erkennen lassen.
Diese Zeichen werden jedoch nur dem Menschen etwas sagen, der sich die Ehrfurcht und das Staunen gegenüber allen Wesen und Dingen bewahrt hat, oder es wieder lernen will. Der Schlüssel dazu ist eine in unserer vom Anspruchsdenken geprägten Zeit fast vergessene Tugend: die Dankbarkeit.
Ich meine nicht das alltägliche ''Dankeschön'' oder gar das alljährliche Muttertagsfest. Da kommt es uns aus Tradition und sehr geläufig von den Lippen. Wir sollten auch das Nach-Denken über die alltäglichen Kleinigkeiten, die uns Gott schenkt, wieder neu oder bewusster sehen lernen.