Ich sah einmal ein Bild, auf dem war ein Murmeltier. Dieses Murmeltier las mit gerunzelter Stirn ein Buch mit dem Titel: Wie werde ich ein Löwe. Mancher Mensch ähnelt diesem Murmeltier. Doch die gerunzelte Stirn und der todernste Blick des Murmeltieres traf den Nagel auf dem Kopf: Wie anstrengend und bitterernst ist es doch, immer der Größere, der Klügere, der Pfiffigere, der Recht-haben-wollende sein zu wollen?
Es ist nicht einfach, sich selbst wirklich anzunehmen, wie man ist. Dennoch ist es notwendig! Ich kann nicht wirklich leben, wenn ich mich immer nach oben recken muss und unter dem ständigen Druck stehe, anders zu sein als ich bin.
Aber muss nicht gerade ein Christ so leben? Man sagt doch: Er muss ständig tun und handeln, sich bemühen und ansrengen. Ganz besonders muss man Dinge tun, die einem gar nicht liegen (Jona wollte nicht in die Statdt Ninive gehen). Je schwerer, desto besser, desto frömmer, so meint man oft. Kein Wunder, dass die Christen dann oft den Gesichtsausdruck des Murmeltieres haben: angestrengt, bitter und total freudlos.
Gott sagte doch: Er nimmt jeden so an, we er ist! Er will nicht, dass man nach dem zu greifen sucht, was unerreichbar ist. Adam und Eva fingen früh damit an. Wenn er mich liebt und ich mich darum annehmen kann, dann sollte mein Blick zuerst auf die eigenen Fähigkeiten gehen und aufdas, was mir liegt und Freude macht. Damit gilt es nach dem Wort des Evangeliums zu handeln.
Christlich sind nicht bestimmte Werte. Christlich kann jede Fähigkeit und jedes Tun sein, wenn ich es in der Richtung tue, die Jesus gezeigt hat: in Verantwortung füreinander, gerecht und menschlich. Groß ist nicht das Außergewöhnliche, sondern was unter uns Menschen aus Liebe geschieht.