Ross und Reiter warf er ins Meer ... -|- Andacht von Joseph Gehr (Daily-Message-Archiv, 14. Oct 2015)

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Andacht Archiv-Nr. 4769

für den 14. Oct 2015 - Autor:

Ross und Reiter warf er ins Meer ...

Da nahm die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, die Trommel in ihre Hand, und alle Frauen zogen hinter ihr hinaus mit Trommeln und in Reigentänzen. Und Mirjam sang ihnen vor: Singt dem Herrn, denn hoch hat er sich erhoben, Pferd und Reiter hat er ins Meer geschleudert.

Exodus 15,20f *©*
 

Ein großes Atemholen. Sie sind durch, sie leben. Ihre Vergangenheit kann sie nicht mehr einholen. Hinter ihnen bleibt zurück, was sie so lange Zeit bedrängt hat. Ziegel streichen, Ziegel formen und in jeden Ziegel eingedrückt das Zeichen des Pharao, des fremden Herrschers. Arbeit, sinnlos und verhasst. Prachtbauten errichten für ein unterdrückerisches System. Das Leben ein Frondienst. Kinder, die geboren werden und nicht leben sollen.
Da war dieser Aufbruch in der Nacht. Die Flucht und das Entsetzen, als sie entdecken müssen: Ihre Vergangenheit droht sie einzuholen. Sie kommt ihnen hinterher und zwar viel schneller, als sie gehen können. Sie ist mächtig und gut ausgerüstet, sie verfolgt sie hoch zu Ross und mit Streitwagen. Und was vor ihnen liegt, scheint unergründlich.
Doch in dem Wasser ist ein Weg. Die Zukunft öffnet sich vor ihnen – und sie hat die Kraft, die Vergangenheit zu besiegen, ein für alle mal. Sie sind durch, sie leben.
Es folgt ein großes Atemholen - und ein Lied. Mirjam singt. Die jubelnde Freude über den Untergang der Verfolger stößt uns ab. Darf man so singen? Ja, sage ich, man darf, denn Mirjams Lied unterscheidet sich von den anderen abstoßenden grölenden Siegesgesängen. Es unterscheidet sich dadurch, dass es keinen menschlichen Sieg feiert. Hier sind nicht gleichstarke Heere gegeneinander in die Schlacht gezogen. Die Unterdrückten bleiben auch nach dem Auszug die Schwachen und Verfolgten. Ihnen bleibt nur die Flucht. Hier gibt es keine entschlossene Umkehr und keinen Gegenangriff. Was geschieht, geschieht hinter ihrem Rücken, ohne ihren Einfluss, von ihnen beinahe nicht bemerkt. Mirjams Lied ist ein Echo dessen, was Gott getan hat. Ein Gott, der Versklavte befreit und Gefangene herausführt.
Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Gewaltiges hat er vollbracht mit seinem Arm, zerstreut hat er, die hochmütig sind in ihrem Herzen, Mächtige hat er vom Thron gestürzt und Niedrige erhöht. - Eine andere Mirjam, Maria, die Mutter Jesu, wird mit diesen Worten singen und so über die Zeiten hinweg einstimmen in das Lied am Meer. Der Ton dieser Lieder ist auch ein Echo dessen, was Menschen einander anzutun in der Lage sind. Er klingt uns in den Ohren, weil wir wissen, wie Menschen andere Menschen versklaven und unterdrücken. Weil wir wissen, dass das heute nicht vorbei ist. Weil wir ahnen, auf welche Seite wir gehören, obwohl wir das nicht wollen. Den Untergang der Mächtigen und der Unterdrücker dürfen nur die Ohnmächtigen und Unterdrückten jubelnd besingen.
Mirjam singt. Sie singt und nimmt die Trommel in die Hand. Das Lied der Befreiten braucht Verstärkung durch Instrumente. Es scheint nicht selbstverständlich zu sein, dass es gesungen wird, es kann leicht überhört werden. Bleibt jetzt nicht stehen dort am Ufer, schaut nicht zurück. Es ist wirklich wahr: Ihr seid frei, ihr seid nicht länger unterdrückt und verfolgt. Auch das eine Erfahrung, die bis heute gilt: Dem großen Atemholen folgt nicht immer ein Lied. Die Lobgesänge auf die Freiheit werden nur zögerlich angestimmt und sie verstummen schnell. Mirjam muss den Befreiten das Lied der Befreiung vorsingen, damit sie einstimmen können. Sie gibt einen Takt vor, der nicht leicht durchzuhalten ist. Die Rückschläge kommen. Sie sind kaum unterwegs, da geht das Murren in der Wüste los, die Schritte im Land der Freiheit werden schlurfend und widerwillig. So sollt ihr nicht gehen, sagt Mirjam, schaut uns an, die Frauen und mich. Wir schlagen die Trommeln, wir geben den Takt vor und wir tanzen einem anderen Leben voran. Wir tanzen! Bleibt nicht stehen dort am Ufer, schaut nicht immer zurück. Wir sind durch, wir leben.
Mirjams Lied steht am Ende überwältigender Erfahrungen von Bedrückung und Befreiung. Kein Lied, das man vom Blatt singen könnte. Kein Lied, das man einfach so anstimmt. Mirjams Lied gibt Mut und Hoffnung: Mag es dir noch so schlecht gehen, du darfst wissen, dass die Bedrückung einmal zu Ende gehen wird. Du wirst nicht dein Leben lang keuchend auf der Flucht sein. Mit einem Mal bleibt die Vergangenheit zurück und vor dir öffnet sich ein neues Land. Und wenn du durch bist, wirst auch du singen.

(Inspiriert durch eine Predigt von Kathrin Oxen)

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