Ja, für wen halten die Menschen Jesus?
Heute: Die einen für einen Superstar, andere für einen Lehrer wahrer Humanität wie etwa Gandhi oder Goethe, oder für einen Religionsstifter wie Buddha oder Mohammed, oder für einen Weisen wie z.B. Sokrates. Wieder andere für einen Sozialreformer, der für die Unterprivilegierten kämpfte und die Gesellschaft zu verändern trachtete wie etwa Marx, Camilo Torres, Che Guevara oder sonst ein Revolutionär.
Damals: Einige für Johannes, andere für Elija, wieder andere für sonst einen der Propheten.
Und immer noch steht die Frage im Raum: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Wie sieht unsere Antwort aus?
Christus heute, das ist für mich:
- das kleine Kind, das im Kinderwagen liegt und mit Armen und Beinen strampelt;
- das strahlende Lächeln der jungen Mutter, die sich zu dem Kind hinabbeugt;
- der großgewachsene, kräftige Bursche mit vergannmelter Kleidung und üppigem, ungepflegtem Haarwuchs;
- die nicht mehr ganz junge Frau, die aufgeregt auf dem Bahnsteig steht und den einlaufenden Zug erwartet;
- der alte, gebrechliche Greis, der sich mühsam, Schritt für Schritt, vorwärts schleppt und sich dann aufatmend auf die Bank der Bushaltestelle setzt.
Christus heute das ist für mich:
- die junge Frau, die mir gestern die Vorfahrt genommen hat und meinen Wagen beschädigt hat;
- der kleine Junge, der mit seinem Fußball eine Scheibe meiner Wohnung zerschossen hat;
- die klatschsüchtige Nachbarin, die Unwahrheiten über mich erzählt.
Christus heute das ist für mich:
- meine Mutter, die mich mit viel Liebe und Mühe geboren und erzogen hat;
- die Frau, mit der ich lebe und alles teile;
- der Seelsorger, der meinen Glauben stärkt und Brücken baut auf meinem langen, mitunter beschwerlichen Weg.
Ja, es ist manchmal schwer, im Mitmenschen Christus zu erkennen. Aber vielleicht ist es ja auch für meinen Gegenüber manchmal schwer, in mir Christus zu finden, denn Christus muss ja in erster Linie in mir selbst sein. Und ich muss es mir immer wieder ganz klar vor Augen führen, daß Christus in mir ist. Zugegeben, das ist nicht immer einfach. Manchmal schaffe ich es nicht, manchmal kommen mir Zweifel. Doch wenn ich es schaffe, wenn mir immer wieder neu bewusst wird, daß Christus zu jeder Minute meines Lebens bei mir und in mir ist, dann wird es mir leichter fallen, im Mitmenschen Christus zu entdecken. Dann werde ich leichter bereit sein, das zu tun, was Christus von mir erwartet: auf den anderen zuzugehen, ihm zu begegnen und vor allem - so gut ich es kann und soweit es in meiner Macht liegt - ihm eine Hilfe zu sein in der Form, wie er meine Hilfe braucht,