War eigentlich etwas anderes als das was da zu lesen ist, zu erwarten? So, wie es den Propheten Gottes schon immer ergangen ist, so wie es den vielen Vorgängern Jesu ergangen ist, soll es auch ihm ergehen: Man hört nicht auf ihn, lehnt ihn ab, ja, die Leute wollen Jesus sogar steinigen. Und warum?
Nicht - wie sie vordergründig sagen -, weil er sich als den Sohn Gottes bezeichnet hat, sondern es ist viel einfacher: Sie lehnen ihn ab, weil Sie ihn nicht verstanden haben. Und das gilt ganz besonders dann, wenn dieser jemand sich gar erdreistet, uns unbequeme Wahrheiten ins Gesicht zu sagen. Seien wir doch ehrlich: Wenn uns so etwas passiert, dann sind auch wir schnell mit der Ausrede an der Hand, wir verstünden den Betreffenden nicht.
Und das ist es, wofür uns dieser Text aus dem Johannesevangelium sensibilisieren will: Wir sind nicht gefragt, ob wir Gottes Wort verstehen, es geht vielmehr darum, ob wir es hören, oder besser gesagt: ob wir es hören wollen.
Einer meiner geistlichen Lehrer sagte einmal: „Wir Menschen besitzen das so genannte selektive Hören. Was wir nicht hören sollen, das hören wir wohl; aber was wir nicht hören wollen, das überhören wir gerne.” Und gerade dieses Nicht-wahr-haben-wollen und Nicht-hören-wollen, es kann so weit führen, wie im obigen Schrifttext beschrieben ist: Jesus ergeht es wie es jedem Propheten vor ihm ergangen ist; er wird abgelehnt, stößt auf Unverständnis, ja man bedroht deshalb sogar sein Leben. Man schlägt den Boten und meint damit eigentlich den, in dessen Auftrag er spricht. Denn er soll nicht so sprechen! Der Prophet soll sagen, was das Volk hören will, und das heißt, dass Jesus gefälligst dem Volk nach dem Mund reden und seine unangenehmen Wahrheiten lieber verschweigen soll.
So gesehen ist dieser Schrifttext eine ernste Anfrage an uns: Wie sieht es mit unserem Hören bzw. Hören-Wollen aus?
Fragen wir uns, ob wir bereit sind, auch unangenehme Wahrheiten von Jesus zu hören - oder sind wir auch nicht besser wie die Leute damals?