Ich möchte euch heute in ein Erlebnis mit hinein nehmen, wodurch ein Lied eine neue Bedeutung bekommt. Wir sangen es dann abends im Hauskreis. Ich bin momentan mit meinem Freund auf Norderney. Wir beschlossen uns ein Rad zu mieten, um damit die Insel zu erkunden. Zum Abschluss wollten wir noch am Hafen uns etwas umsehen. Ich filmte noch die bemalte Hafenmauer und mein Freund fuhr schon vor. Da hörte ich auf einmal aus der Richtung einen Tumult. Ich fuhr in die Richtung und ich bekam zugerufen: Fahr mit dem Rad und hol Hilfe. Jemand ist ins Wasser gefallen. Ich fuhr los, aber jemand hatte schon die Rettung angerufen. Ein junger Mann, Epileptiker, war durch einen Anfall zwischen Kaimauer und einem Boot ins Wasser gefallen. Jemand sprang direkt hinterher und tauchte nach ihm. Es kamen immer mehr Helfer (Polizei, Feuerwehr, Arzt,...). Die Helfer gaben ihm keine Chance mehr. Die Mutter stand mit dem weinenden Bruder im Arm starr da. Ich ging zu ihr und nahm sie einfach still in den Arm. Sie sagte nur immer wieder: Das geht nicht gut. Mein Junge ist tot. Der junge Mann ist zudem Nichtschwimmer. Nach der Absperrung durfte ich nicht länger bei der Frau bleiben. Nicht-Beteiligte mussten aus der Absperrung. Wir blieben nicht dort, da wir nichts mehr machen konnten. Wir hatten aber auch keine Lust mehr, weiter Rad zu fahren. In einer stillen Ecke setzten wir uns hin und beteten spontan für die Familie. Nachmittags kam durch den örtlichen Radiosender die Info, dass der Taucher den Mann gefunden hatte. Er war ca.15 Minuten in 3,5m im Wasser gewesen. Er wurde reanimiert und kam in ein Krankenhaus auf dem Festland. Lest einmal unter diesem Eindruck das folgende Lied von Hans Jürgen Netz (1979). Das in Klammern-Geschriebene sind meine Gedanken oder Fragen.
1 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe. Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin. (Unterm Schiff durch Morast und Schlingpflanzen gefangen)
R Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen, bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden: Frieden auf Erden.
2 Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle. Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede. (Wie sieht der neue Weg aus? Bleiben Schäden dadurch, dass das Gehirn keinen Sauerstoff bekam? Rettete die Epilepsie ihn sogar? Bei einem Anfall soll die Atmung aussetzen. So hat er dann nicht geatmet und schnappte auch unter Wasser nicht nach Luft.)
3 Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache. Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme. (Die Mutter rechnete mit dem Tod des Sohnes. Nun fand man ihn und er wurde reanimiert. Schwanken zwischen der Gewissheit des Todes und dem Was-wird-nun.)
Ich weiß nur diese Infos und muss viel an diese Familie denken. Gestern Abend gingen wir dann noch zum Hauskreis, erzählten davon und beteten für die Familie. Vielleicht könnt ihr auch für die Familie beten.